260
Die Westfront bis zum Sommer 1916. —
Verdun.
nichts dem nach, was auf dem Ostufer geleistet wurde. In Schnee und Kälte
der ersten Wochen, später in Nässe und Schlamm, schließlich im Leichen-
geruch des Hochsommers ließen sie, ohne zu wanken, den Sturm des feind-
lichen Feuers über sich ergehen, arbeiteten unermüdlich am Ausbau der Stel-
lungen und beim Vorbringen von Material und Munition und traten auf
Befehl oder aus eigenem Entschluß immer wieder zum Sturm und Nah-
kämpf gegen einen tapferen Feind an. Die Namen Raben-Wald und Wald
von Avocourt, Malancourt und Haucourt, Vethincourt und Cumiöres, Ter¬
miten-Hügel, Toter Mann und Höhe 304 künden für alle Zeiten von Tapfer-
keit, Hingabe und Pflichttreue deutscher Führer und Truppen.
4. Verrachrungen.
In den letzten Tagen des Februar') hatte sich die
Lage vor Verdun völlig verändert. Der überfallartige
Stoß, der mindestens bis auf die Höhen beiderseits des Forts Souville
hätte führen müssen und für den die Verhältnisse nicht ungünstig gelegen
hatten, war nicht geglückt. Nur eine vorspringende Ecke der ständigen
Befestigungen war genommen. Nachdem der Angreifer seine beste Kraft
daran gesetzt hatte, den Abstand zwischen den vorgeschobenen Stellungen
und dem Gürtel der eigentlichen Festungswerke zu durchmessen, sah er sich
beim Eintritt in den Ning der ständigen Wehrbauten einem frischen, von
rasch wachsender Artillerie unterstützten Feinde gegenüber, dessen Wille zur
Behauptung der Festung nicht mehr zweifelhaft sein konnte und der an
Zahl und Crgänzungsmöglichkeit der deutschen Truppe mindestens ge-
wachsen, wenn nicht überlegen war. Unter diesen Umständen erwiesen sich
die einander flankierenden, durch die Hänge und Winkel des schluchtartigen
Vaux-Tales gedeckten Anlagen als so schwer überwindlich, daß der Angriff
trotz heroischer Leistungen zum Stehen kam. Ebensowenig gelang das Vor-
schreiten aus dem vom Douaumont in der Richtung auf das Werk Thiau-
mont und das Dorf Fleury verlaufenden Rücken oder der Anstieg auf die
Cotes von der Woevre-Ebene her.
Daß der Feind mehr Verluste habe und seine Kräfte daher in stärkerem
Maße als die deutschen abnähmen, war die Hoffnung, die man hatte. Ob sie
berechtigt war, stand aber doch dahin. Sichere Feststellungen waren unmöglich.
Schon Anfang März mußte somit die Frage ernste Bedeutung ge-
Winnen, ob die Höhen des Ostufers mit den eingesetzten Truppen über-
Haupt zu nehmen seien. Rückschauender Betrachtung drängt sich die
i) S. 115.