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Die Westfront bis zum Sommer 1916. — Verdun.
Gegners brach der Angriff zusammen; einzelne Trupps, die in die feindliche
Linie eingedrungen waren, mußten zurück.
Durch diese Mißerfolge an der Höhe 304 hatten sich auch die Aus-
sichten für den Angriff am Toten Mann vermindert. Die Lage der
dort eingesetzten Truppen in ihren Trichterstellungen auf dem zum Feinde
abfallenden Hang war noch immer denkbar schwierig. Was nachts in müh-
samer Arbeit gebaut wurde, zerschoß tagsüber die feindliche Artillerie.
Artilleriebeobachtung auf den Kuppen des Toten Mannes einzurichten,
gelang nicht, da jede Leitung alsbald zerschossen wurde. Selbst eine zum
Nordhang vorgebaute Fernsprechverbindung war während dreier Tage nur
einmal für 15 Minuten betriebsfähig').
II.Juni. Am 11.Juni eröffnete General Schmidt von Knobelsdorf
der Angriffsgruppe, daß die Angriffe auf dem Westufer ein¬
geschränkt werden müßte n2). General von Gallwitz verschob die
Fortsetzung des Angriffs vom Toten Mann auf Chattancourt und ordnete
den Ausbau einer zweiten Stellung an.
An der Front verliefen die Tage seitdem verhältnismäßig ruhig. Nur
die Tätigkeit der Artillerien lebte immer wieder von neuem aus. Durch Feuer
und Regen litten die Stellungen erheblich.
«z.Iuni. Am 15. Juni übernahm General der Infanterie von Fran^ois mit dem
Generalkommando des VII. Armeekorps den Vefehl über den Ostflügel der
Angriffsgruppe (56., 13. und 14. Infanterie-Division).
Am gleichen Tage setzte heftiges, sich steigerndes Feuer der französischen
Artillerie auf die Stellungen am Toten Mann ein, das den durch Munitions-
knappheit begründeten Weisungen der Angriffsgruppe entsprechend zunächst
nur von der Feldartillerie und wenigen schweren Batterien erwidert wurde.
Erst auf scharfes Drängen des Kommandeurs der 56. Infanterie-Division,
Generalmajors von Altrock, wurde schweres Feuer in größerer Menge auf
die französischen vordersten Gräben gelegt. Kurz nach 5° nachmittags brach
der Feind gegen den in dichte Rauchwolken gehüllten Toten Mann und
westlich bis zum Hecken-Grund, östlich bis zur nächsten Mulde vor. Zum
Teil blieb er schon im deutschen Abwehrfeuer liegen. An der Südkuppe aber
brach er in die vorderste Linie ein und drang in hartnäckigem Nahkampfe bis
auf und über die Kuppe vor. Der Gegenstoß von Teilen der 56. und
13. Infanterie-Division warf ihn abends zurück. Gegen 9° war die Kuppe
') An der Leitung hatten jeweils 20Mann gearbeitet; 18 waren getötet oder
verwundet, 2 irrsinnig geworden.
-) S. 186.