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Die Westfront bis zum Sommer 1916. — Verdun.
Am Toten Mann waren die Kampfverhältnisse bis zum 29.Mai
ebenfalls nicht günstiger geworden. Durch das andauernde schwere feind-
liche Feuer schmolzen die Kampftruppen zusammen, die Mannschaften
waren infolge übermenschlicher, dauernder Anspannung der Nerven, durch
blutige Verluste und viele Verschüttungen völlig erschöpft. Trotz aller mit
Nachdruck betriebenen Maßnahmen blieb der Nachschub an Verpflegung,
Munition und Pioniermaterial zum Stellungsausbau unzureichend, da die
Zugangswege nur in kurzen unregelmäßigen Feuerpausen benutzbar waren.
Gewehre und Maschinengewehre wurden zerschlagen, litten besonders auch
durch Steinsplitter und Staub; bei einem der vorwärts des Toten Mannes
eingesetzten Regimenter waren am 25. Mai von 18 Maschinengewehren
nur noch drei verwendungsfähig in der Front. Die in den ersten Nächten
nach dem 20.Mai in harter Arbeit geschaffenen vordersten Gräben waren
durch das feindliche Feuer wieder eingeebnet, Unterstände und Hindernisse
nirgends vorhanden, die Verbindungsgräben nach rückwärts verschüttet. Zum
Ausbau standen keine Kräfte zur Verfügung, die vorhandenen mußten zum
Halten der Stellung eingesetzt werden. Ähnliche Kampsbedingungen be-
standen gewiß auch an manchen anderen Stellen der Kampffront vor Verdun.
Am Toten Mann aber wurden sie als besonders schwer empfunden.
Am 28. Mai hatten die .Hänge des Toten Mannes und Cumiöres wieder
unter zeitweise anschwellendem feindlichen Feuer gelegen. Das eigene Zer-
störungsschießen gegen die Randstellung südlich des Raben-Waldes war
zunächst wie bisher fortgesetzt worden. Von 6° bis 9° abends steigerte es
sich zu äußerster Kraft. Während der Nacht dauerte das Feuer abgeschwächt
29. Mai. an. Am 29. Mai um 3"° morgens trat die linke Angriffsgruppe der 44. Reserve-
Division (zehn Kompagnien) gegen die Randstellung an. Es gelang zunächst
nur, in der Mitte einzudringen. Im Laufe des Vormittags aber glückte es,
in erbitterten Grabenkämpfen unter Mitwirkung von Flammenwerfern die
französische Stellung nach beiden Seiten aufzurollen. Einige hundert Ge°
fangene wurden gemacht. Von 9° vormittags ab legten einige Mörser-Bat-
terien ihr Feuer auf die Caurettes-Höhe, doch schien ein Sturm vorläufig
nicht möglich. Die Artillerievorbereitung nahm daher ihren Fortgang. Von
10° vormittags bis 4° nachmittags schössen zehn schwere Batterien auf die
Gräben nordöstlich des Caurettes-Wäldchens. Dann blieben nur noch vier
Batterien auf diesen liegen; dagegen wandten sich von 4° nachmittags ab
25 schwere Batterien in höchster Feuersteigerung gegen die Caurettes-Höhe,
sieben weitere gegen das Caurettes-Wäldchen. Dazu traten von 5'° ab acht
schwere Batterien des XXIV. Reservekorps. Um 8™ abends brachen die
Sturmbataillone des rechten Flügels der 44. Reserve-Division, die tagsüber
bereits schwere Verluste erlitten hatten, von Westen gegen die Caurettes-