Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Weihnachtsdenkschrift: England. 
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zu erreichen. Die Geschichte der Kämpfe Englands gegen die Niederlande, 
Spanien, Frankreich und Napoleon wiederholt sich. Schonung hat Deutsch- 
land von diesem Gegner nicht zu erwarten, solange ihm noch irgendeine 
Hoffnung bleibt, an das Ziel zu kommen . . . England, in dem man ge- 
wohnt ist, Chancen nüchtern abzuwägen, kann kaum hoffen, uns mit rein 
militärischen Mitteln niederzuringen. Es stellt seine Sache offenbar auf den 
Ermattungskrieg. Die Zuversicht, durch ihn Deutschland auf die Schultern 
zu zwingen, haben wir nicht brechen können. Aus ihr schöpft der Feind die 
Kraft, weiter zu ringen und dazu seine Gruppe dauernd zusammen- 
zupeitschen" (W. D.). 
Aus dieser Bewertung Englands als der Seele alles Widerstandes 
zog General von Falkenhayn für das eigene Handeln den Schluß, daß der 
Krieg von Deutschland nur gewonnen werden könne, wenn es gelänge, Eng- 
land so stark zu treffen und zu schwächen, daß es die bisherige Zuversicht 
verlöre, Deutschland durch den Ermattungskrieg auf die Schultern zu 
zwingen. Mit dem kurzen Satz: „England muß die Aussichtslosigkeit seines 
Beginnens vor Augen geführt werden", umriß der Generalstabschef Ziel 
und Aufgabe seiner künftigen Kriegführung. Diese mußte um so mehr stark 
offensiven Charakter tragen, als die wirtschaftliche Lage der Mittelmächte 
ein Abwarten in der Defensive auf unbemefsene Zeit nicht zuließ, vielmehr 
die möglichst baldige Herbeiführung der Entscheidung notwendig machte. 
„Das Vermögen zum Durchhalten ist bei unseren Verbündeten begrenzt, 
das unserige immerhin nicht unbeschränkt. Möglicherweise wird der nächste 
oder, wenn Rumänien weiterliefert, der übernächste Winter, falls bis dahin 
keine Entscheidung gesichert ist, bei den Gliedern des Vierbundes Ent- 
behrungs- und in deren Gefolge, wie ja immer, soziale und politische Krisen 
bringen. Sie müssen überwunden werden und werden überwunden werden 
können. Zeit ist aber gewiß nicht zu verlieren" (W. D.). 
Der Generalstabschef prüfte dann eingehend die Frage, wie durch die 
Operationen zu Lande am stärksten auf England eingewirkt 
werden könne. Von vornherein schied er aus seinen Erwägungen einen 
Landungsversuch auf den Inseln des britischen Mutterlandes als unaus- 
führbar aus, ebenso auch entscheidungsuchende Unternehmungen gegen die 
Stützpunkte der britischen Weltmachtstellung im Orient. Von einem Vor- 
gehen über den Suez-Kanal nach Ägypten oder gar von einer Ausdehnung 
der Operationen im Irak nach Persien und Indien, wie sie Generalfeld- 
Marschall Freiherr von der Goltz früher mehrfach angeregt hatte, versprach 
er sich keine kriegsentscheidende Wirkung, ganz abgesehen von der Unmög¬ 
lichkeit, den Türken die erforderlichen personellen und materiellen Kräfte 
zuzuführen. Es genügte ihm, wenn im Sinne der am 24. November mit
	        
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