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Die Westfront bis zum Sommer 1916. — Verdun.
21,6i« der Grundgedanke des Angriffs, wie nicht zu bezweifeln sein wird, möglichst
28. Februar Erreichen der Verdun im Nordosten beherrschenden Höhen, also
zum mindesten des von der Eüte de Froide Terre über Fleury zu den Forts
Souville und Tavannes verlaufenden Vergzuges, so mußten für diese
wichtigste Ausgabe alle irgend in Anwendung zu bringenden Mittel und
Kräfte zusammengefaßt werden. Von den überwiesenen neun Divisionen
sind indessen nur sechs zum Angriff auf die Nordfront östlich der Maas
angesetzt worden. Das XV. Armeekorps und die bayerische Ersatz-Division
wurden für das Vorgehen durch die Woizvre-Ebene verwendet, dem ent-
scheidende Bedeutung nicht zukommen konnte'). Wesentlich günstiger dürfte
es gewesen sein, wenn das V. Reservekorps oder das XV. Armeekorps aus
dem Walde von Spincourt im unmittelbaren Anschluß an die Angriffsfront
des III. Armeekorps eingesetzt worden wäre, um die hier sich bietende
Gelegenheit zur Umfassung und raschen Zertrümmerung des nordöstlichen
Eckpfeilers der feindlichen Stellung im Herbebois auszunutzen. Der damit
vielleicht verbundene Mehrbedarf an schwerer Artillerie wäre aufzubringen
gewesen.
Eine Reserve zurückzuhalten, mußte schon die Erwägung nahelegen,
daß der härteste Teil der ganzen schwierigen Aufgabe vermutlich erst dann
begann, wenn es sich darum handelte, in das Netz der ständigen Vefesti-
gungen einzudringen und diese zu überwältigen. Von vornherein sprach alle
Wahrscheinlichkeit dafür, daß dazu die den ersten Angriff führenden Truppen
nur unter besonders glücklichen Umständen noch imstande sein würden.
Wenn das Oberkommando glaubte, daß die Oberste Heeresleitung für recht-
zeitige Heranführung von Reserven sorgen werde, so mußte es spätestens
bis zum Beginn des Angriffs volle Klarheit hierüber schaffen. Erwies sich
der Glaube als irrig, so wurde das Ausscheiden einer Reserve an frischen
Truppen aus den Kräften der 5. Armee selbst notwendig.
Wesentlich schärfer als die verfügbaren Divisionen ist die schwere
Artillerie zur Unterstützung des gegen die Nordfront gerichteten
Angriffs zusammengefaßt worden. Auch die Vorteile, die das in deutscher
Hand befindliche Waldgebiet nordöstlich von Ornes bot, sind für den
Aufmarsch großer Teile der schweren und schwersten Artillerie weitgehend
nutzbar gemacht worden. Die feindliche Artillerie befand sich der deutschen
gegenüber, der sie weder nach Zahl noch Güte des Gerätes gewachsen war^),
in bedrängter Lage. Trotzdem wird man die Frage, ob die deutsche aus-
reichend stark bemessen worden ist, kaum bejahen können. Nachdem einmal
1) S. 86, Telegramm des Gen. von Falkenhayn an A. O. K 5 vom 24. Febr. 1916.
2) Anlage 1 (Zusammenstellung der deutschen und feindlichen Artillerie).