340 Bedeutung der Kriegswirtschaft und Kriegsrüstung in der Gesamtkriegführung.
Neufertigung von rollendem Material, Seilbahnen im Hochgebirge, Feld-
und Förderbahnen mußten den Nachschub ermöglichen. Der Luftkrieg ge»
wann steigende Bedeutung; Vermehrung der Fesselballone, Vervielfachung
und ständige Verbesserung der Flugzeuge und der Flugabwehrmittel war
die zwingende Folge. Ausbreitung und Verdichtung des Nachrichtennetzes
und Einsatz neuartigen Geräts und vielerlei anderer Kriegsmittel gingen
nebenher.
Die Entente wurde durch diese Entwicklung nicht vor die gleiche
schicksalsschwere Entscheidung gestellt wie die Mittelmächte. Zwar war auch
sie gezwungen, für die Bedürfnisse der großen Heere und die vermehrten
Möglichkeiten der Waffenverwendung im Stellungskriege die industrielle
Produktion weitgehend auszunutzen und an den Opfersinn der Bevölkerung
hohe Anforderungen zu stellen, sowie die Finanzkraft anzuspannen. Es
standen ihr aber die materiellen und menschlichen Hilfsquellen eines großen
Teiles der Erde und teilweise auch die Werkstätten leistungsfähiger neutraler
Industrieländer zur Verfügung, während die Mittelmächte, von der Außen-
welt abgesperrt, auf die Kraftquellen ihres beschränkten Raumes angewiesen
waren. Trotz dieses Mißverhältnisses bewiesen in den ersten beiden
Kriegsjahren die Mittelmächte eine den Gegnern mindestens gleichwertige
Widerstandskraft. Neben der überlegenen Führung und dem vorzüglichen
Geiste der Truppe beruhte dieser Erfolg auf der hohen Leistungsfähig-
keit der Industrie und der Landwirtschaft, die seit dem Herbst 1914 nach
und nach in immer weiterem Amfange für die Versorgung des Heeres
arbeiteten.
Die Umstellung der Industrie auf die neuen Aufgaben, so groß sie
an sich war, machte den Mittelmächten die geringere Sorge. Die aus-
gedehnten und vielseitigen Werkstätten vor allem Deutschlands, die mit
ihrem Leistungsvermögen in Menge wie in Güte der Produkte auf dem
Weltmarkt eine hervorragende Stelle einnahmen, konnten nach und nach
den besonderen Bedürfnissen der Kriegsproduktion dienstbar gemacht werden.
Daher war es möglich, die Anforderungen, die der Krieg bis zum Ende
des Jahres 1913 stellte, in ausreichendem Maße zu befriedigen, ohne daß
es nötig wurde, alle irgendwie in Betracht kommenden Produktionsstätten
heranzuziehen und die Leistungsfähigkeit der Industrie voll auszunutzen.
Die eigentliche Sorge bildete hier die Beschaffung der kriegswichtigen Roh-
stoffe, die zu wesentlichen Teilen aus dem Auslande bezogen wurden und
deren Ausbleiben den Krieg infolge der Unmöglichkeit, Munition, Waffen
und Bekleidung herzustellen, schnell zu einem unglücklichen Ende zu führen
drohte. Doch hofften die verantwortlichen Stellen, gestützt auf die bis-