Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

Auseinandersetzungen über Befehlsverhältnisse. 
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gehen über die griechische Grenze veranlassen werde. Was dann zu 
geschehen habe, werde noch gärt. Vorläufig dürfe die Grenze nicht ver- 
letzt werden. 
Die nächsten Tage brachten noch bulgarische Sonder- 
wünsche. Um dem eigenen Lande gegenüber nicht völlig ausgeschaltet zu 
erscheinen, drang General Iekow darauf, daß die Weisungen für die 
Armee Todorow von ihm ausgehen sollten, natürlich stets im Einklang mit 
den allgemeinen operativen Absichten und Anordnungen des Generalfeld- 
Marschalls, und daß ferner aus „besonderen politischen und nationalen" 
Gründen General Bojadjiew im Tausch mit General von Gallwitz die rechte 
Flügelarmee im Gebiete von Monastir übernähme, auf das ja auch Griechen- 
land Ansprüche geltend machte. General von Falkenhayn, dem diese 
Wünsche an die Westfront und nach Verlin nacheilten, ging besonders auf 
letzteres Verlangen nur widerstrebend ein, denn gerade bei Monastir schien 
wegen der durch neuen Druck der Entente wieder einmal aufs äußerste gefähr- 
deten Stellung der griechischen Regierung^) deutsche Führung dringend er- 
wünscht. Nur die nach Ansicht von Oberstleutnant von Massow und 
Oberst Gantschew andernfalls in Bulgarien zu erwartenden Schwierigkeiten 
veranlaßten ihn zuzustimmen. In der Antwort an General Iekow^) führte er 
jedoch aus: „Wie Euere Exzellenz aus meinen Darlegungen in Para ein 
wissen, bin ich von der Notwendigkeit vollkommen durchdrungen, daß den 
Eigentümlichkeiten der bulgarischen Armee, im besonderen der Stellung Euerer 
Exzellenz als Oberbefehlshaber, stets Rechnung zu tragen sei. Wenn ich in 
dieser Beziehung überhaupt Beschränkungen vorschlug, so geschah es lediglich 
in Rücksicht auf Schaffung und Erhaltung der Einheit im rein militärischen 
Oberbefehl. Dieser Einheit gebe ich, der ich in erster Linie als Soldat 
sühle, freilich gegenüber allen anderen Rücksichten den Vorrang, wobei mich 
das klägliche Beispiel, das uns die Entente jeden Tag mit dem Gegenteil 
bietet"), nur in meiner Meinung bestärkt hat. Die Einheit der militärischen 
Leitung ist eine wesentliche, wenn nicht die vornehmste Vorbedingung vollen 
Erfolges. Erringen wir gemeinsam den vollen Erfolg, 
so wird jeder die Weisheit anerkennen, die uns ver- 
anlaßte, die Einheit zu schaffen. Erringen wir den 
Erfolg aber nicht, so hilft es uns durchaus nicht, daß 
wir sagen können, die Besonderheiten jedes der 
Mitwirkenden seien sorgfältig geschont Wörden4)." 
1) S. 300 und 304. — 2) Abgesandt am 3. Dezember. 
3) Die in Saloniki gelandeten sranzösischen und englischen Truppen standen auch 
jetzt noch ohne einheitlichen Oberbefehl nebeneinander. 
4) Sperrung vom Reichsarchiv.
	        
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