Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

Abwehr der ersten Landung an den Dardanellen. 
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glaubte er die Abgabe von Teilen der bei Vulair bereitgehaltenen Divi- 
sionen verantworten zu können. Cr selbst blieb aber auch nach Einbruch der 
Dunkelheit noch auf den dortigen Höhen. Erst als die Nacht ruhig ver- 
laufen war, sah er die Lage hier als geklärt an. 
Am 26. April befahl General von Liman den staffelweisen Abtransport 2«. Apru. 
der bei Vulair stehenden Kräfte in den südlichen Teil der Halbinsel und 
begab sich selbst dorthin zum Gefechtsstand des Generals Essad Pascha, 
knapp fünf Kilometer hinter der Kampffront von Ariburnu. Was 
er hier mittags erfuhr, war durchaus dazu angetan, ihn ernst zu stimmen. 
Das Ziel, den Feind wieder ins Meer zu werfen, bevor er sich fest- 
gesetzt hatte, war an keiner Stelle erreicht. Türkische Gegenangriffe 
unter Leitung des Oberstleutnants Mustafa Kemäl Bey") hatten 
zwar dem Vordringen der bei Ariburnu gelandeten Australier und 
Neuseeländer Halt geboten. Der beherrschende Höhenzug des Sari 
Vair, dessen Besetzung einen Teil der Meerengen-Werke der seind- 
lichen Sicht ausgeliefert hätte, war fest in türkischer Hand. Aber noch 
klammerte sich der Gegner an die unmittelbar vom Meer aufsteigenden 
Hänge und begann sich einzugraben. Die Gegenangriffe hatten viel Blut 
gekostet. Das Feuer der Schiffsartillerie, die nicht nur die seewärts 
gelegenen Hänge abstreute, sondern auch das Hintergelände, in dem die 
türkischen Reserven vorgeführt werden mußten, hatte die Truppe stark mit- 
genommen. Schwieriger noch war die Lage an der Südspitze. So 
spärlich und unklar die Meldungen von dort auch waren, so ging doch aus 
ihnen hervor, daß der Feind sich an verschiedenen Stellen festgesetzt hatte. 
Zwei türkische Bataillone, die hier gegen starke Übermacht2) im Kampfe 
standen, hatten mehr noch als von dem landenden Gegner von der feind- 
lichen Flotte auszuhalten, die von drei Seiten die schmale Südspitze um- 
schloß und mit schweren und schwersten Kalibern die türkischen Stellungen 
fast unausgesetzt unter Feuer hielt. Wegen ihrer bedrängten Lage war 
der größere Teil der in der Nacht von Vulair eingetroffenen Verstärkungen 
dem Gefechtsfeld an der Südspitze zugeführt worden. 
Bei Vulair selbst wurde die Lage als unverändert gemeldet. Auf 
dem asiatischen Ufer der Dardanellen gingen bei Kum Kale heftige 
Kämpfe weiter. War die Lage hier auch noch nicht hinreichend geklärt, 
so sprachen doch viele Anzeichen dafür, daß der Feind den Schwerpunkt 
seines Angriffs auf die europäische Seite, und zwar auf den südlichen Teil 
der Halbinsel Gallipoli, zu legen gedachte. Von den sechs Divisionen der 
5. Armee waren vier in diese Kämpfe verwickelt, das Eintreffen ihrer letzten 
*) Jetzt Präsident der Türkischen Republik. 
2) 12-/2 Btl. (Brit. amtl. Werk, Gallipoli, I, S. 249 und 255). 
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