Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

Pläne für die Öffnung des Weges zur Türkei. 
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geltung über den abtrünnigen Bundesgenossen Italien herzufallen^), denn 
im Grunde hielt er von gütlicher Einigung mit Serbien wenig und wünschte 
Unterwerfung. 
Inzwischen hatten am 20.Mai Bulgariens Absage, Italiens drohender 
Angriff und ein vorübergehender Stillstand an der galizischen Front dazu 
geführt, daß sich die beiden Generalstabschefs der Mittelmächte in dem 
Entschlüsse fanden, zunächst mit ganzer Kraft den Angriff gegen Rußland 
fortzuführen^). Dadurch kam es auf dem Balkan zu schweren Krisen. 
Die Entente arbeitete mit Macht auf Einigung zwischen Bulgarien und 
Serbien hin. Der Druck, den sie bei gleichzeitigen weitgehenden Land- 
Versprechungen auf Bulgarien ausübte, blieb nicht ohne Wirkung. Die 
bisher von der Türkei an der Marica angebotene Grenzverlegung bildete 
kein ausreichendes Gegengewicht, Bulgarien verlangte dort jetzt weit mehr; 
der Gegensatz steigerte sich bis zur Kriegsgefahr. Am ihr zu begegnen, 
mußten die Mittelmächte den Umfang des den Vulgaren bisher in Aussicht 
gestellten serbischen Gebiets erweitern; sie sollten den Negotiner Kreis hinzu 
erhalten und damit Ungarns Grenznachbarn werden. Auch ließ General 
von Falkenhayn in Sofia nachdrücklich erklären, daß er am Feldzugsplan 
gegen Serbien trotz Italiens Eintritt in den Krieg festhalte. 
Die Türkei hatte sich bisher über Erwarten gut gehalten. Die 
Besorgnisse wegen eines unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruchs, die 
Kenner des Landes bereits vor sieben Monaten und dann immer wieder 
geäußert hatten, hatten sich bis dahin nicht als berechtigt erwiesen. Um 
die Mai/Iuni-Wende mußte man aber befürchten, daß es doch zu Ende 
gehe. Nach einem Bericht vom 9. Juni rechnete der deutsche Botschafter 
in Konstantinopel damit, daß sich die Dardanellen nicht mehr länger als 
einen Monat halten könnten, wenn es nicht gelinge, unverzüglich die Durch- 
fuhr von Munition durch Rumänien zu erreichen^); daran aber war bei der 
Haltung der Bukarester Regierung nicht zu denken. Die Versuche, mit 
Serbien zu Verhandlungen zu kommen, waren ohne Ergebnis geblieben. 
Wenig günstige Nachrichten aus Sofia und eine neue überaus ernste Mel- 
dung des Botschafters aus Konstantinopel vom 30. Juni, der sich auf 
die Auffassung der militärischen Befehlshaber berief), veranlaßten den 
Reichskanzler dazu, am 4. Juli, sobald es die militärische Lage 
gestatte, sofortigen Angriff auf Serbien zu fordern. Solcher Angriff bedurfte 
aber umfassender Vorbereitungen und Truppenverschiebungen. Selbst wenn 
sogleich damit begonnen wurde, konnte er auf die augenblickliche Krise 
keinerlei Einfluß mehr haben. Auch beurteilte General vonFalkenhayn 
!) Ssterr. amtl. Werk, II, S. 448. — -) Band VIII, S. 8. — -) Band VIII, 
<3. 600 ff.
	        
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