Die Crsatzlage in Frankreich am Jahresschluß.
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hatte General Iosfre die von ihm erstrebte Gesamtleitung des Krieges er-
halten. Das Kommando über die Heeresgruppe Mitte übernahm am
12. Dezember der bisherige Oberbefehlshaber der 4. Armee, General
de Langle de Cary.
Infolge der hohen Opfer, welche die Herbstschlacht gefordert hatte, war
die Ersatzlage in Frankreich recht schwierig geworden. Am 31.De»
zember hatte die Zahl der seit Beginn des Krieges eingetretenen Verluste
die Höhe von fast 2000 000 Mann erreicht1). Der Durchschnittsbedarf an
Ersatz hatte im ersten Halbjahr 1915 monatlich 145 000 Mann betragen.
Für 1916 wurde der Gesamtbedarf an Ersatz vom Kriegsministerium auf
1600 000 veranschlagt; demgegenüber war aber nur ein Bestand von
1236000 Mann vorhanden. Die Rekrutenjahrgänge 1914 und 1915
waren bereits in die Front eingestellt. Der Jahrgang 1916 war in
den Äbungslagern im Innern des Landes fertig ausgebildet, wurde
aber als letzte Kampfreserve betrachtet, die nicht vorzeitig eingesetzt
werden sollte. Der Jahrgang 1917 konnte erst im Januar 1916 einberufen
werden. So mußte zur Schließung der Lücken auf ältere Jahrgänge zurück-
gegriffen werden. In die aktiven Truppen wurden Mannschaften aus den
Jahrgängen bis 1895, in die Territorialverbände solche aus dem Jahr-
gang 1894 eingestellt. Es gelang zwar auf diese Weise, die Gesamtstärke
an der Kampffront in Frankreich, die am 10. Oktober 2 576 000 Mann be-
tragen hatte, bis zum 1. Januar 1916 auf 2 752 000 zu steigern2), damit
waren aber auch die Crfatzquellen des Heimatlandes erschöpft. Aus Afrika
trafen am 25. November 33 neue Infanterie-Vataillone, aus den übrigen
Kolonien 12 ein. Schon vorher hatte sich die Regierung entschlossen, künftig
mehr als bisher die farbige Bevölkerung zum Kriegsdienst heranzuziehen,
und hierzu am 19. Oktober ein Gesetz erlassen, das stärkere Aushebungen im
Senegal-Gebiet vorsah.
An der Front selbst wurde die nach der Herbstschlacht eingetretene
Pause vor allem zu einer durchgreifenden Umgruppierung der
Kräfte benutzt, deren Hauptzweck war, wieder Reserven zur Verfügung
der Führung zu schaffen. Räch einem von General Ioffre am 22. Oktober
aufgestellten Plan, dessen Durchführung sich indessen erst allmählich ent-
sprechend dem Nachlassen der örtlichen Kämpfe ermöglichen ließ und
Ende des Jahres 1915 noch keineswegs beendet war, sollten von den
IO41/2 vorhandenen Divisionen Infanterie 57% in der Front, 21 in der
Reserve der Heeresgruppen und 26 zur Verfügung der obersten Führung
*) Franz. am«. Werk, III, S, 602.
2) Franz. amtl. Werk, III, S. 603.