Pläne für deutsche Gegenangriffe bei Givenchy. 85
Givenchy bis zum Wege Neuville—Thölus beansprucht zur Zeit die Kräfte
der 1. Garde-Division, verstärkt durch fünf sächsische Bataillone und gestützt
durch Teile des VI. Armeekorps. Zur sicheren Wiedereroberung der ver-
lorenen Reuß-Stellung ist demnach das ganze I. bayerische Armeekorps
zunächst einzusetzen. Die Wiedereroberung der ganzen Gießler-Höhe und
ihres Vorgeländes ist ebenso wichtig. Auch sie wird ernste Kämpfe er-
fordern. Hierfür wird das an Ort und Stelle befindliche, mit dem Gelände
jetzt bekannte Gardekorps zusammengeschoben, so daß es gute Ablösungs-
Verhältnisse hat. Das Armee-Oberkommando bittet, ohne dringende Not die
im vollen Gang befindlichen Ablösungen und Neugruppierungen für die auch
vom Gardekorps als unbedingt notwendig erkannte Eroberung der ver-
lorenen Stellungen nicht zu ändern. Nach Gewinnung dieser Stellungen
wird es sich übersehen lassen, ob die weitere Entwicklung der Verhältnisse
es gestattet, das I. bayerische Armeekorps mit seinem rechten Flügel weiter
nach Norden auszudehnen und das Gardekorps völlig zurückzunehmen."
General vonFalkenhayn antwortete, daß eine Änderung in den
zur Verfügung gestellten Kräften zur Zeit nicht beabsichtigt sei. Doch könne
nicht mit einem dauernden Belassen des Gardekorps bei der 6. Armee ge-
rechnet werden. Es sollte daher zweckmäßiger das I. bayerische Armeekorps
zur Wiedernahme der „Gießler-Höhe" eingesetzt werden, deren Besitz nach
Ansicht der Obersten Heeresleitung viel wichtiger sei als der der „Prinz
Reuß-Stellung". Das Armee-Oberkommando hielt jedoch die Wieder-
nähme der gesamten dortigen Stellungen für erforderlich und bat um weitere
Velassung des Gardekorps.
An dem ziemlich ruhigen 6. Oktober hatte das Armee-Ober-
kommando den Eindruck, als ob der Feind nicht mehr zu einer groß-
zügigen Offensive im Artois fähig sei. Es erschien sogar möglich, daß
er Kräfte von dort nach der Champagne weggezogen hatte. Tatsächlich
bestand noch immer bei den verbündetenGegnern die Absicht, den
geplanten neuen Doppelangriff durchzuführen. Es hatte sich jedoch heraus-
gestellt, daß es weder bei der französischen 10. Armee noch bei den Briten
möglich gewesen war, die dafür erforderlichen Vorbereitungen bis zum 6.
zu beenden. So hatte sich General Ioffre schweren Herzens gezwungen ge-
sehen, auf die Gleichzeitigkeit der beiden Offensiven im Artois und in der
Champagne zu verzichten, und sich mit der Verlegung des französisch-
britischen Angriffs im Artois auf den 10. Oktober einverstanden erklärt.
Im Abschnitt des IV. Armeekorps war der 117. Infanterie- 8.s«ob-r.
Division zur Stützung und Ablösung außer der 26. Reserve-Insanterie-
Brigade noch ein Reserve-Regiment der 4. Armee zugeführt worden. Ein
anderes trat unter den Befehl der 8. Infanterie-Division. Im Hinblick