Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Westfront von Mitte April bis Anfang August 1915. 
Front südlich von Carency bis in die allgemeine Linie Cabaret rouge— 
Neuville-St. Vaast und südwärts zurückgedrückt. Diese in der Mitte des 
Hauptangriffsfeldes stehende Division war durch Abgaben an neugebildete 
Verbände besonders stark geschwächt worden; an Stelle der ausgeschiedenen 
Truppenteile waren ein preußisches Landwehr-Regiment und abgesesiene 
Kavallerie getreten. Teile der marokkanischen Division stürmten bis zu 
den deutschen Artilleriestellungen bei und südlich von Givenchy-en Gohelle 
vor. Eiligst herangeführte Reserven trafen dort um die Mittagsstunde 
gerade rechtzeitig ein, um weiteres Vordringen des Feindes im Gegenstoß 
verhindern zu können. Die südlich anschließende 1. bayerische Reserve- 
Division unter Generalleutnant ©öringer wurde in ihrem Abschnitte 
— stellenweise nach erbittertem Nahkampfe — des Angreifers Herr. Ihr 
rechter Flügel riegelte sich mit Erfolg gegen den bei La Targette einge¬ 
drungenen Feind ab. 
Das Hauptquartier des Oberkommandos der 6. Armee, 
La Madeleine bei Lille, und die Bahnhöfe um Lille wurden am frühen 
Morgen von feindlichen Fliegern mit Bomben beworfen, ohne daß 
wesentliche Störungen eintraten. Dem Oberbefehlshaber, Kronprinz 
Rupprecht von Bayern, brachten die späterhin einlaufenden Meldungen 
die Gewißheit, daß ein Angriff großen Maßstabes im Gange 
war. Cr richtete daraufhin an den Chef des Generalstabes des Feldheeres 
die dringende Bitte um Überlassung der als Reserven der Obersten Heeres, 
leitung hinter der Kampffront stehenden 115. und 58. Infanterie-Division. 
Diesem Antrage wurde stattgegeben. Die 115. Infanterie-Division wurde 
dem I. bayerischen Reservekorps zur Verfügung gestellt und von diesem 
beschleunigt hinter die 5. bayerische Reserve-Division gezogen, die 58. 
(sächsisch-württembergische) Infanterie-Division als Armeereserve bestimmt 
und in die Gegend östlich von Lens gefahren. Außerdem erhielt 
die Armee eine Anzahl schwerer Batterien aus der Heeresartillerie-Reserve 
überwiesen. Am Rachmittage des 9. Mai war die Ausdehnung des fran¬ 
zösischen Einbruchs zu übersehen. Der linke Flügel des XIV. Armeekorps, 
insbesondere Carency, hingen völlig in der Luft. Der Armeeführer be¬ 
absichtigte, zunächst mit den Resten der 5. bayerischen Reserve-Division im 
Gegenstoß noch am Tage möglichst viel Gelände zurückzugewinnen. Dann 
sollte die 115. Infanterie-Division einheitlich zum Gegenangriff eingesetzt 
werden. 
Dieser Plan gelangte jedoch nicht zur Durchführung. Die 5. baye¬ 
rische Reserve-Division war nach ihren schweren Verlusten nicht mehr 
angriffsfähig. Als dann bei Eintritt der Dunkelheit die 115. Infanterie- 
Division unter Generalmajor Alfred von Kleist auf dem Schlachtfelde ein-
	        
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