Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Rückblick auf die Kriegführung des Generals von Falkenhayn gegen Rußland. 627 
nur als Sonderunternehmungen mit begrenzten Zielen gedachten Offensiv¬ 
operationen der beiden Heeresflügel mit den Kräften der Heeresmitte in 
einem Umfange unterstützend und entlastend einzugreifen, der weit über 
feine ursprünglichen Absichten hinausging. Und doch wurde dabei, wie be¬ 
sonders die Ereignisse an der Front des Verbündeten bewiesen, der Feind 
durchaus nicht „in für unsere Zwecke völlig genügender Weife" geschädigt. 
Andererseits beeinträchtigte die hierdurch auf längere Zeit hervorgerufene 
Verausgabung starker Kräfte an nicht gewollten Stellen die Entschluß- und 
Handlungsfreiheit für die Aufgaben der anderen Kriegsschauplätze. Der 
Gefamtkriegführung hätte es zweifellos gerade vom Standpunkte des Ge¬ 
nerals von Falkenhayn mehr entsprochen, wenn er Ende August an dem 
Entschlüsse, die Operationen im Osten abzubrechen, festgehalten und folge¬ 
richtig auch die Sonderunternehmungen der beiden Heeresflügel unterbunden 
hätte. Cs wäre dann möglich gewesen, sowohl die Offensive gegen Serbien 
zu einem früheren Zeitpunkte mit den für beide Verbündete vorgesehenen 
gleichstarken Kräften, also ohne die höchst unerwünschte Steigerung des 
deutschen Aufgebots zu eröffnen, als auch rechtzeitig starke Reserven für die 
Verwendung auf dem westlichen Kriegsschauplätze verfügbar zu machen. 
So schloß der Bewegungskrieg des Jahres 1915 im Osten zwar mit 
gewaltigem Raumgewinn und, soweit die deutsche Front in Frage kam, 
auch mit schwerer Erschütterung der Kampfkraft der Russen. Roch aber 
hielten diese das Feld. Der Erfolg war mit all den Nachteilen erkauft 
worden, die für die auf der inneren Linie kämpfenden Mittelmächte in der 
Festlegung erheblicher Streitkräfte und Kampfmittel in weitgedehnten Stel¬ 
lungen tief in Feindesland lagen. Ob dieses unter bewußtem Verzicht auf 
entscheidungsuchende Kriegführung erzielte Ergebnis im Sinne strategischer 
Rückensicherung ausreichte, um nunmehr den Cntscheidungskamps gegen die 
Franzosen und Engländer mit Aussicht auf Erfolg wieder aufzunehmen, 
war die Schicksalsfrage, vor die sich die deutsche Oberste Heeresleitung um 
die Jahreswende 1915/1916 gestellt sah. 
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