Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

622 Rückblick auf die Kriegführung des Generals von Falkenhayn gegen Rußland. 
hierzu rückblickend in einer Aufzeichnung vom 27. August 1915 wie folgt 
geäußert: „Falkenhayn wollte zunächst nur bis an den San, dann trieb's 
ihn bis Lemberg, dann kam der Stoß am Vug entlang. Alles entwickelte 
sich historisch, wie ganz von selbst, eines aus dem anderen. An die letzte 
große Operation dachte zunächst niemand hier. Erst später wird man die 
Sache als »genialen Plan« in der Geschichte darstellen. Wer aber dabei 
mitgewirkt hat, weiß, daß die Strategie ein einfach Ding ist, bei dem ein 
begrenztes Ziel sich ans andere reiht, um dann ein stolzes Gesamtbild zu 
geben, bei dem der Laie sich Gott weiß was denkt. Übrigens folgte Falken¬ 
hayn lediglich seinem eigenen operativen Denken, wenn er anders handelte, 
als Hindenburg vorschlug." 
Cs ftagt sich aber doch, ob die auch hier betonte grundsätzliche Auf¬ 
fassung des Generals von Falkenhayn von der begrenzten Wirkungsmöglich¬ 
keit einer jeden Offensivoperation in den weiten Räumen Rußlands eine 
hinreichende Erklärung für sein Verhalten in dem Anfang Juli beginnenden 
Meinungsstreit mit dem Oberbefehlshaber Ost gibt. Wenn er die von 
diesem vorgeschlagene Operation „nördlich des Rjemen unter gleichzeitigem 
Angriff auf Kowno" mit der Begründung ablehnte, daß sie „Gefahr lief, in 
exzentrischer Richtung zu zerflattern und lediglich zu größerer Ausdehnung zu 
führen"1), so vermißt man dabei eine Prüfung der Crfolgsmöglichkeiten und 
Aussichten des vom Oberbefehlshaber Ost, wie es scheint, zunächst zwar nur 
leise angedeuteten, aber doch ohne weiteres naheliegenden Gedankens der 
Offensive auf und über Wilna. Eine Prüfung hätte unschwer 
ergeben, daß diese Offensive nach Kräfteaufwand, Zeitbedarf und Raum 
keineswegs „nebelhaften Zielen" nachjagte, daß sie vielmehr so gut wie die 
Rarew-Operation im Rahmen planvoll begrenzter Kriegführung gehalten 
werden konnte, daß sie kaum größeren Nachschubschwierigkeiten wie diese 
unterlag, daß sie aber operativ, aus der Tiefe genährt, 
eine ungleich größere Wirkung versprach, weil ihre 
Stoßrichtung die Hauptlebensadern der russischen 
Armeen nördlich der Rokitno-Sümpfe unmittelbar 
bedrohte. Diese operative Wirkung ließ sich noch steigern, wenn 
gleichzeitig aus entgegengesetzter Richtung von Süden her an der Front der 
Heeresgruppe Mackensen von Anfang an ein starker Druck in den Raum 
ö st l i ch des Bug gegen die rückwärtigen Verbindungen der Russen südlich 
der Sümpfe gelegt wurde. Man mag über die viel umstrittene Frage, ob 
im Sommer 1915 eine in diesem Sinne auf doppelseitige Umfassung an¬ 
gelegte Operation die Vernichtung großer Teile des russischen Heeres und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.