Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

620 Rückblick auf die Kriegführung des Generals von Falkenhayn gegen Rußland. 
Kräften der fortgesetzten Anwendung der Operationen gegen Flanke oder 
Flügel der Russenfront Aussichten auf wesentliche (Erfolge"1) nicht zuge¬ 
billigt werden könnten. 
Hatte sich der deutsche Generalstabschef bisher damit begnügt, durch 
Zumessung des von ihm zur Verfügung gestellten Kräftezuschusies und 
durch gelegentliche, meist allgemein gehaltene Hinweise dafür Sorge zu 
tragen, daß der Kriegführung im Osten in bezug auf Zielsetzung und Kräfte¬ 
verbrauch Beschränkung auferlegt wurde, so sicherte er sich im Frühjahr 
1915 vor Beginn der galizischen Offensive zugleich mit der Hergabe neuer 
Kräfte auch eine unmittelbare und bestimmende Einwirkung auf Anlage und 
Leitung der Operationen. Der Durchbruch bei G o r l i c e Anfang Mai 
entsprach nach Plan und Ausführung durchaus der Grundanschauung, die er 
bisher für den Kampf gegen Rußland vertreten hatte. Ein räumlich und 
zeitlich begrenzter kraftvoller Offensivstoß sollte die Verbündeten endgültig 
von dem auf ihrer Karpaten-Front schwer lastenden Drucke der Russen 
befreien. Gewiß entbehrte der Entschluß auch in dieser beschränkten Ziel¬ 
setzung nicht der Größe, weil er mit dem Wagnis weitgehender Kräfte¬ 
entblößung an der Westfront verbunden war, er wahrte aber Handlungs¬ 
freiheit nach allen Richtungen. Auch die dann in mehreren getrennten Zeit¬ 
abschnitten über den San und Przemysl bis zur Einnahme 
von Lemberg fortgeführte Offensive stand noch ganz im Einklang mit 
dieser stets die strategische Gesamtlage der Verbündeten berücksichtigenden 
Grundanschauung. Wohl ließ sich hierbei dank der Wirkung der glänzenden 
Waffenerfolge das operative Ziel unter nochmaliger, verantwortungsfreudig 
gewagter Zuführung frischer Kräfte allmählich erweitern. Indesien selbst im 
letzten Abschnitt dieses Feldzuges wurde die Aufgabe ausdrücklich dahin 
beschränkt, „die Operationen gegen den östlich des San befindlichen Gegner 
bis zu einer für unsere Zwecke genügenden Entscheidung durchzuführen"2). 
Mit der schweren Erschütterung der russischen Offensivkraft in Galizien, die 
in den siebenwöchigen Kämpfen erreicht wurde, sah General von Falken¬ 
hayn dann seinen Zwecken Genüge getan. Der „in Auflösung weichende" 
Gegner sollte nur noch unter starker Minderung des bisherigen deutschen 
Krästeeinsatzes verfolgt werden. 
Am die Monatswende Juni/Juli trat ein Wandel in dieser Stel¬ 
lungnahme des deutschen Generalstabschefs ein. Cr fand seinen Ausdruck in 
dem tiefeinschneidenden und folgenreichen Entschluß, die Offensivoperationen 
im Osten über Galizien hinaus nach Norden auf Polen auszudehnen und 
an ihnen nunmehr auch die Front des Oberbefehlshabers Ost wirkungsvoll 
J) von Falkenhayn, S. 54. — 2) S. 202.
	        
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