Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Rückblick auf die Kriegführung des Generals von Falkenhayn gegen Rußland. 619 
„dessen Wirkung er weit höher einschätzte als bloßen Raumgewinn bis an 
San—Dniester-Linie"*) stand General von Falkenhayn von Anfang an 
mit starken Bedenken gegenüber. Daß er sich der Durchführung dieses 
Planes nicht widersetzte, erklärt sich nur daraus, daß auch der Oberbefehls¬ 
haber Ost mit Nachdruck für ihn eintrat und bereits selbständig die zur 
Bildung der Südarmee benötigten deutschen Kräfte hergegeben hatte. Der 
sehr bald sichtbar werdende Mißerfolg der Karpaten-Offensive hat den 
Bedenken des deutschen Generalstabschefs recht gegeben. 
In besonders schwierige Lage geriet dieser gleichzeitig durch den Antrag 
des Generalfeldmarschalls von Hindenburg, ihm die in der Heimat 
neuaufgestellten Korps zum Einsatz auf dem linken Flügel seiner Front in 
Ostpreußen zu überweisen. General von Falkenhayn plante deren Verwen¬ 
dung auf dem westlichen Kriegsschauplätze, ohne freilich hierbei vorerst eine 
weitzielende Offensive ins Auge fasten zu können. Wenn er schließlich 
„schweren Herzens" dem Antrage des Oberbefehlshabers Ost stattgab, so 
geschah es einmal im Hinblick aus die Lage des Verbündeten, deren wachsen¬ 
den Schwierigkeiten er sich nicht verschließen konnte. Gewiß haben dabei 
aber auch Rücksichten und Beweggründe anderer Art mitgesprochen, da aus 
der Frage des Einsatzes der neuen Korps im Zusammenhange mit der vor¬ 
übergehenden Versetzung des Generals Ludendorff zur Südarmee eine über¬ 
aus ernste Krise auf persönlichem Gebiet entstanden war, in der es um die 
Stellung des Generalstabschefs ging. Keinesfalls aber vermochte er sich auch 
nur entfernt den Hoffnungen hinzugeben, die der Generalfeldmarschall an 
die nun von ihm geplante Offensive knüpfte. Dieser versprach sich nicht nur 
eine „entscheidende, wahrscheinlich vernichtende Niederlage" des in Ost¬ 
preußen gegenüberstehenden russischen Nordflügels, sondern glaubte darüber 
hinaus durch Fortsetzung der Offensive „mit voller Wucht aus Bialystok" 
unter gleichzeitigem Druck von den Karpaten her „die endgültige Besiegung 
Rußlands" und damit ein Ergebnis in Aussicht stellen zu können, das er 
als „entscheidend für den Ausgang des ganzen Krieges" ansah"). Demgegen¬ 
über erwartete General von Falkenhayn nur „größere örtliche Erfolge" mit 
der Wirkung, die Nuffen „in eine solche Lage zu bringen, daß sie uns in ab¬ 
sehbarer Zeit nicht gefährlich zu werden vermögen". Der tatsächliche Verlauf 
der Operationen hat die vom Oberbefehlshaber Ost erhofften entscheidenden 
Ergebnisse nicht gezeitigt und insofern die Auffassung des Generals von 
Falkenhayn als richtig erwiesen. Dieser sah darin eine neue Bestätigung 
seiner grundsätzlichen Anschauung, daß „bei den verhältnismäßig bescheide¬ 
nen, Deutschland für Angriffsunternehmungen zur Verfügung stehenden 
!) Band VII, S. 88. — 2) Band VII, S. 11.
	        
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