Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

VI. Rückblick auf die Kriegführung des 
Generals von Sdimhayn gegen Rußland. 
Die Frage, wie Deutschland sich im Falle eines Mehrfrontenkrieges 
seiner Gegner in West und Ost erwehren solle, war von dem langjährigen 
Chef des preußischen Generalstabes, GrafSchlieffen, dahin entschieden 
worden, die Hauptmasse des deutschen Heeres sofort den Franzosen und 
Engländern entgegenzuwerfen, den Kampf gegen Rußland hingegen zunächst 
mit einem Mindestmaß an Kräften in strategischer Abwehr ohne unmittel- 
baren Zusammenhang mit dem österreichisch-ungarischen Bundesgenossen zu 
führen. Sein Nachfolger, General von Moltke, hatte den Grund- 
gedanken dieser geplanten Lösung beibehalten, allerdings dem Generalstabs, 
chef des verbündeten Heeres die Zusage gemacht, die von diesem aus Galizien 
nach Polen hinein beabsichtigte Offensive durch eigenen Angriff von Ost- 
Preußen her gegen den Rarew zu unterstützen, um so die der deutschen Ost¬ 
front gegenüberstehenden Kräfte der Russen zu binden und am Eingreifen 
gegen die Wehrmacht des Verbündeten zu hindern. Bei Kriegsausbruch war 
der Angriff gegen den Rarew unterblieben, weil die deutsche 8. Armee in 
Ostpreußen sich zunächst selbst des konzentrischen Druckes der von zwei 
Seiten gegen sie vorgehenden russischen 1. und 2. Armee zu erwehren hatte. 
Durch die Vernichtung der einen dieser Armeen bei Tannenberg und durch 
die schwere Erschütterung der anderen in der Schlacht an den Masurischen 
Seen war indessen die Front des Verbündeten in weit stärkerem Maße 
entlastet worden, als die Generalstabschefs bei ihren im Frieden getroffenen 
Abmachungen in Rechnung gestellt hatten. Gleichwohl waren durch die 
Mißerfolge in Galizien die Schwierigkeiten der Aufgabe, der Übermacht der 
Russen gegenüber die Waage im Gleichgewicht zu halten, erheblich ge¬ 
wachsen, zumal da auch die erhoffte schnelle Waffenentscheidung im Westen 
ausgeblieben war. 
Als General vonFalkenhayn Mitte September 1914 die Leitung 
der Gesamtoperationen des deutschen Heeres übernahm, hatte er an dem 
Grundgedanken festgehalten, daß die letzte Entscheidung im Weltkriege 
auf französischem Boden gegen die Westmächte fallen müsse und würde. 
Stimmte er hierin sowohl mit dem österreichisch-ungarischen Generalstabs- 
ches wie mit dem Oberbefehlshaber Ost überein, so wichen in der Frage,
	        
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