Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Der Mehrfrontenkrieg im Sommer 1915. 
Diese Mitteilungen bestärkten die Oberste Heeresleitung in 
ihrer Ausfassung, daß die Lage an den Dardanellen am ehesten durch 
kraftvolle Fortsetzung der Offensive gegen Rußland erleichtert werden 
könne. 
Die Niederlage Rußlands bedeutete nicht nur die beste Lösung des 
Balkan-Problems, sondern bannte zugleich aufs wirksamste alle Gefahren 
an der italienischen Front1). Schied das Zarenreich rechtzeitig aus der 
Reihe der Gegner der Mittelmächte aus, so durfte dem Ausgang des 
Mehrfrontenkrieges mit Zuversicht entgegengesehen werden. 
2. Lrredensanregungen der deutschen (Obersten Heeresleitung. 
In der Erkenntnis, welche Bedeutung für den Ausgang des Krieges 
einem Friedensschluß mit Rußland zukam, ließ General von Falken¬ 
hayn im Frühjahr und Sommer 1915 kein Mittel unversucht, um unter 
Ausnutzung der Gunst der militärischen Lage auf dem östlichen Kriegs¬ 
schauplätze mit Rußland zu einer Verständigung zu gelangen. 
Als am 3. Juni Przemysl fiel und damit die San-Linie gewonnen wurde, 
hatte er daher durch Vermittelung des Vertreters des Auswärtigen Amtes 
im Großen Hauptquartier, des Gesandten von Treutler, den Reichskanzler 
ersucht, „die momentan günstige Lage des Feldzuges gegen Rußland aus¬ 
zunutzen und den ernsten Versuch zu machen, zu einer Einstellung der Feind¬ 
seligkeiten zwischen uns und Rußland zu gelangen .. ." Dazu schlug er vor, 
dem Zaren auf dem Wege über eine neutrale Macht folgendes zu unter¬ 
breiten: „Przemysl ist in unserer Hand, die dadurch sreiwerdenden Truppen 
gehen auf Lemberg, das in absehbarer Zeit genommen werden muß. Eine 
neue Armee wird binnen kurzem gegen die Ostfront eingesetzt^). An dieser 
militärischen Lage wird das eventuelle, aber angesichts unserer Erfolge nicht 
wahrscheinliche Eintreten Rumäniens und Bulgariens") in den Krieg gegen 
uns ebensowenig etwas ändern können, als es der schon vollzogene Eintritt 
Italiens getan hat . . . Wir schlagen deshalb vor, daß zwischen Rußland 
i) S. 29. 
2)Hierbei hatte General von Falkenhayn vermutlich den neuen Einsatz der vier¬ 
einhalb Divisionen in Galizien im Auge, zu dem er sich am 2. Zum endgültig ent¬ 
schlossen hatte. Vgl. S. 202. 
3) 3m Laufe der schwierigen bulgarisch-türkischen Verhandlungen hatte sich mehr¬ 
fach die Lage derart zugespitzt, „daß es keineswegs sicher erschien, ob die Vulgaren 
nicht heute oder morgen gegen die Türkei losgehen würden". Bericht des deutschen 
Botschafters, Freiherrn von Wangenheim, vom 16. Juni an das Auswärtige Amt.
	        
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