Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Die militärische und politische Lage der Mittelmächte Frühjahr 1915. 599 
wurden nur zwei zum westlichen Kriegsschauplätze wieder zurückbefördert. 
Entsprechend der nur allmählich sich vollziehenden Erweiterung der 
operativen Ziele an der russischen Front hatte der Einsatz dieser Kräfte 
nicht einheitlich, sondern nach und nach stattgefunden. Ein Er¬ 
gebnis von feldzugsentscheidender Bedeutung war damit nicht 
erzielt worden. 
Alle über ein Mindestmaß hinausgehenden Forderungen der anderen 
Kriegsschauplätze hatten vor dem wachsenden Kräftebedarf des Ostens vor¬ 
läufig zurückgestellt werden müssen. Auch der Beginn des Feldzuges gegen 
S erbie n1), der angesichts der schwierigen Lage des Osmanischen Reiches 
dringend gefordert und mehrfach in Aussicht genommen war, mußte immer 
von neuem verschoben werden. Damit blieb der Weg nach dem Orient zur 
Unterstützung der auf Gallipoli in schwerem Abwehrkampfe stehenden Türkei 
auch weiterhin versperrt. 
Mit um so größerem Nachdruck aber war nach dem Eintritt Italiens 
in den Krieg der d i p l o m a t i s ch e K a m p f fortgesetzt worden, um eine 
endgültige Lösung des überaus schwierigen und für die Gesamtkriegführung 
so bedeutsamen Balkan-Problems vorzubereiten; denn es bestand die Gefahr, 
daß nach' Italien auch die neutralen Balkan-Staaten in das 
feindliche Lager abschwenkten. Der Hinzutritt der letzten europäischen Gro߬ 
macht zum Feindbunde, die schwierige Lage an den Dardanellen sowie die 
zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Deutschland durch 
Versenkung der „Lusttania"2) hervorgerufene Spannung bedeuteten vom 
Standpunkte der Balkan-Staaten trotz aller Erfolge der Verbündeten auf 
dem galizischen Kriegsschauplätze eine nicht geringe Belastung der Mittel¬ 
mächte. Als bedenkliches Anzeichen für eine ungünstige Entwicklung der 
Dinge konnten auch die scharfen Gegensätze angesehen werden, die in den 
jüngst aufgenommenen Verhandlungen zwischen Bulgarien und der Türkei 
durch übermäßige bulgarische Forderungen entstanden waren. Ebenso ließ 
sich der verstärkte Widerstand gegen die Weiterführung der Neutralität 
deuten, der sich bei der rumänischen Regierung geltend machte. Von neuem 
wurde daher der Verdacht rege, daß Rumänien durch vertragliche Ab¬ 
machungen gebunden sei, dem Vorgehen Italiens zu folgen2). 
Vor allem war es die Ansicherheit der Balkan-Lage, die die leitenden 
Staatsmänner und Generalstabschefs der Mittelmächte am 25. Mai zu 
einer Besprechung im deutschen Großen Hauptquartier in Pleß zusammen¬ 
führte. Im Vordergrund stand hierbei der Meinungsaustausch über die 
Haltung Rumäniens. Unablässig mußten nach Ansicht des Generals 
i) S. 12. — 2) S. 17. — 3) S. 11.
	        
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