Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Die Westfront von Mitte April bis Anfang August 1915. 
21. April. 
zu hinterlassen, und ermöglichte daher ein unmittelbares Nachstoßen der 
eigenen Truppe. In seiner Wirkung auf den menschlichen Körper war das 
Chlor schwächer als die von den Franzosen gewählten Stoffe Vrom- 
essigester und Chlorazeton. Neben der Fertigung dieses Angriffsmittels 
erfolgte die Schaffung von Gasschuhgerät. Es gelang auf deutscher 
Seite, im Laufe des Jahres 1915 eine Gasmaske bei der Truppe einzu¬ 
führen, die Gesicht und Atemorgane schützte. 
Im Januar 1915 waren die Versuche so weit gediehen, daß General 
von Falkenhayn sich entschloß, rund 6000 verwendungsbereite große Chlor¬ 
gasflaschen der 4. A r m e e zur Verfügung zu stellen. Weitere 24 000 
kleinere waren in Fertigung begriffen. Die Oberste Heeresleitung hatte 
dem Oberkommando der 4. Armee befohlen, das neue Kampfmittel bei einer 
Unternehmung im Ppern-Vogen zur Anwendung zu bringen. Auf den 
laufenden Meter rechnete man durchschnittlich eine große oder zwei kleine 
Flaschen. Die technische Aufsicht lag in der Hand des Geheimen Regie¬ 
rungsrates Professors Dr. Haber, dem die Leitung einer nunmehr er¬ 
richteten Chemischen Abteilung des Preußischen Kriegsministeriums an¬ 
vertraut wurde. Die Ausführung wurde den unter Oberst Peterson für 
diesen Zweck neu aufgestellten Pionierverbänden übertragen, denen Me¬ 
teorologen zugeteilt waren. Nicht unerhebliche Schwierigkeiten blieben aber 
noch zu überwinden. Führung und Truppe standen dem noch unerprobten 
Kampfmittel fast durchweg mit Mißtrauen, wenn nicht gänzlich ablehnend 
gegenüber. Auch die Oberste Heeresleitung schätzte die Gaswaffe nur gering 
ein und lehnte ihren Einsah bei der bevorstehenden Durchbruchsoffensive auf 
dem galizischen Kriegsschauplatz ab, weil sie sich zeitlich nicht von diesem, 
anscheinend recht unzuverlässigen Kampfmittel abhängig machen wollte. 
Das Unternehmen im Ppern-Vogen sollte erst seine Kriegsbrauchbar¬ 
keit prüfen. 
Am 21. April vormittags hatte General von Falkenhayn in 
Thielt eine Besprechung mit dem Oberbefehlshaber der 4. Armee, General¬ 
oberst Albrecht Herzog von Württemberg, und drang dabei 
auf baldige Durchführung des Gasangriffs. Die 4. Armee sollte sich „kein 
zu weites Ziel stecken, sondern bei der ersten einigermaßen günstigen Ge¬ 
legenheit den Angriff machen". Infolge der Gunst der Wetterlage konnte 
das Unternehmen bereits für den 22. April um 645 vormittags befohlen 
werden. 
Mit der Durchführung des Angriffs hatte das Oberkommando der 
4. Armee das XXXII. und XXVI. Neservekorps beauftragt. In 
ihrem Kampfabschnitt nördlich Ppern von Steenstraate bis Poelcappelle 
waren die verfügbaren Gasflaschen eingebaut worden. Als Armeereserve
	        
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