Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna. 
also fast doppelte Übermacht, gegenüber. So hatte der große Angriff der 
10. Armee kein voll befriedigendes Ergebnis gehabt, in Ibtägigen Kämpfen 
und Märschen an Beute auch nur etwa 25 000 Gefangene gebracht, bei 
mehr als doppelt so großem eigenen Gesamtverlust. 
Gleichzeitig hatten aber die 8. und 12. Armee durch die Erfolge der 
10. Armee abermals rund 150 Kilometer Raum nach vorwärts gewonnen. 
Daß der Gegner von den 32 Divisionen, die Ende August gegenüber¬ 
gestanden hatten, nach und nach 15H herauszog und größtenteils bei Wilna 
und nördlich wieder in den Kampf warf, war dabei nicht zu verhindern 
gewesen, zumal da in derselben Zeit auch die Divisionszahl der beiden 
deutschen Armeen durch Abgaben von 16 auf neun vermindert worden war. 
Der linke Flügel der deutschen 10. Armee war weit über Wilejka hinaus 
nach Osten ausgedehnt worden. Obgleich es der unermüdlichen Tätigkeit 
der Cisenbahntruppen gelungen war, den durchgehenden Bahnbetrieb nach 
Wiederherstellung von Brücke und Tunnel in Kotono schon am 22. Sep¬ 
tember bis zu dem gründlich zerstörten Tunnel von Landwarowo, 15 Kilo¬ 
meter westlich von Wilna durchzuführen^), betrugen die Entfernungen bis 
Wilejka allein schon 120, bis Dolhinow mehr als 150 Kilometer, die auf 
schlechten Landwegen zurückzulegen waren. Bewegungen und Kämpfe voll¬ 
zogen sich aber hier in einem Gebiete, das, vom Kriege völlig unberührt, 
unmittelbar nach der Ernte reichliche Vorräte barg. Der schnelle Einbruch 
über Swenzjany war den Russen so überraschend gekommen, daß sie keine 
Zeit gefunden hatten, wie an den bisherigen Kampffronten Vorräte weg¬ 
zuführen und Ortschaften niederzubrennen. Cs kam hinzu, daß auf diesem 
äußeren Flügel des deutschen Angriffs auf weitem Raume doch nur ver¬ 
hältnismäßig schwache Kräfte eingesetzt waren, die mehr durch Marsch¬ 
leistungen als durch langdauernde Kämpfe ihre Aufgabe zu lösen vermochten, 
so daß sich der Munitionsbedarf einstweilen in erträglichen Grenzen hielt. 
Aus diesen Verhältnissen erklärt es sich, daß die Truppe hier „nie unter 
Verpflegungsmangel litt. Die enormen Marschleistungen konnten auch 
nur dadurch getätigt werden, daß man der Truppe reichlich Verpflegung 
gab. Die 50 bis 70 Mann starken Kompagnien aßen täglich ihre Feld¬ 
küche mittags und abends je einmal teer"2). Ein Teil der Fahrzeug¬ 
kolonnen, die sonst für den Verpflegungsnachschub erforderlich gewesen 
wären, konnte zum Munitionstransport herangezogen werden. So sind 
bei der 10. Armee Klagen über Nachschubschwierigkeiten erst spät und zuerst 
aus der Armeemitte und vom rechten Flügel laut geworden, wo sie bald 
0 S. 548. 
2) Aufzeichnungen des Generalleutnants a. D. von Cochenhaufen, damals 
Generalstabsoffizier der 115. I. D.
	        
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