Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Schlacht bei Wilna. Russische Operationen. Betrachtungen. 529 
lung zu Stellung zurückweichen, es ist aber durchaus zweifelhaft, ob das 
nicht mehr aus Gründen der Gesamtlage als des örtlichen frontalen Druckes 
erfolgte. Jedenfalls konnten sie im Zurückgehen ganze Verbände aus der 
Front ziehen und mit Bahn und Fußmarsch dem bedrohten Flügel zu¬ 
führen. Somit kam nach wie vor alles auf rasches Gelingen und durch¬ 
schlagenden Erfolg des Angriffs nördlich von Wilna an. 
Als die Russen dann, statt eingeschlossen zu werden, auch bei Wilna 
auswichen, trat für die deutsche Führung der Gedanke der überholenden 
stmfassungsbewegung wieder in sein Recht. Die Aussichten hatten sich 
aber nach weiterem Verlust an Kampfkraft und Zeit abermals vermindert. 
Bereits am 16. September hatte die r u s s i s ch e Oberste Heeresleitung 
durch die Weisung eingegriffen, die Front der 10. Armee weiter zu verkürzen 
und dafür ihren rechten Flügel zu stärken, am 17. war sie dadurch beruhigt, 
daß in der deutschen „Umgehungsgruppe" östlich von Swenzjany bisher nur 
Kavallerie, aber keinerlei Infanterie festgestellt sei. General Cwert, seit 
dem 2. September Oberbefehlshaber der Westfront, hielt seht aber weiteres 
Ausweichen seiner Armeen in die Linie Michalischki—Oszmjany—Rowo- 
grodek—Varanowicze für nötig, und die Oberste Heeresleitung befahl die 
Durchführung. Als dann im Raume von Molodeczno weitere Teile der 
2. Armee eintrafen, gab General Cwert für diese und die 10. Armee am 
20. September den schon erwähnten Angriffsbefehls, der der deutschen Füh¬ 
rung aus einem Funkspruch bekannt wurde. Das Ziel, die Linie Rarocz- 
See—Slobodka—Gawia-Fluß, wurde in keiner Weise erreicht. Die rus¬ 
sische Oberste Heeresleitung stellte daher am 22. September anheim, den 
rechten Flügel der 10. Armee bis Smorgon zurückzunehmen. Der Auftrag 
der neu eingesetzten 2. Armee blieb aber auch weiterhin, die Lücke von 
Swenzjany zu schließen und dazu anzugreifen. 
Von der deutschen Führung und ihren Truppen ist angesichts dieser 
Entwicklung versucht worden, aus der Lage noch herauszuholen, was mög¬ 
lich war. In dem Bestreben, Teile des Gegners abzufangen, ist unter 
Anspannung aller Kraft das Äußerste geleistet worden. Inzwischen war 
aber doch so lange Zeit verstrichen, daß der Druck der russischen 2. Armee 
den linken Flügel der deutschen 10. Armee in die Abwehr zwang. Als 
Generaloberst von Eichhorn am 26. September den Amfassungsangriff ein¬ 
stellen ließ, standen seinen 18y2 Infanterie- und fünf Kavallerie-Divisionen 
vom Verezyna-Knie östlich von Vogdanow bis Dolhinow auf 120 Kilo¬ 
meter breiter Front 34 russische Infanterie- und sechs Kavallerie-Divisionen, 
0 S. 519. 
t Weltkrieg. VIII. Band. 
34
	        
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