Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Schlacht bei Wilna. Russische Maßnahmen. Betrachtungen. 
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weitere Armee nötig gewesen, die zunächst hinter dem Umfassungsflügel 
gestaffelt, mit Beginn des Angriffs nordwestlich von Wilna den Vormarsch 
über Swenzjany auf Wilejka antrat. Da sie fehlte, hatte es Bedenken, 
beide Ziele zugleich zu verfolgen. Wollte man mit den nun einmal nur 
verfügbaren geringen Kräften operativ in die Tiefe der russischen Flanke 
vorstoßen, den Gegner durch weitausholendes Herumgreifen einkeffeln und 
dann zerdrücken, so mußte man auch das Wagnis in Kauf nehmen, die An¬ 
griffsfront westlich und nordwestlich von Wilna frühzeitig noch mehr zu 
schwächen und den Stoß in die Tiefe mit einer Gruppe von mindestens 
sechs, möglichst aber noch mehr Infanterie-Divisionen durchzuführen. Ob 
jedoch der Gegner, der die kürzeren Wege und gute Bahnverbindungen 
hatte, dann nicht mit Truppen, die auch er aus der Front westlich von 
Wilna herauszog, zur Abwehr des Umgehungsflügels immer noch zurecht 
kam, hing vor allem vom Grade der Überraschung ab, die erreicht wurde. 
Auch war es fraglich, inwieweit ein schlagkräftiger, also zahlenmäßig 
starker Umgehungsflügel mit zunehmender Entfernung von der Bahn für 
länger dauernden Kamps ausreichend versorgt werden konnte. So lag es 
nahe, sich zunächst auf den taktischen Sieg nördlich von Wilna zu be¬ 
schränken. Dazu kam in Frage, die auch in diesem Falle stark zu be- 
meffenden Umfassungskräfte alsbald gegen Flanke und Rücken des Feindes 
einzudrehen. Wie weit solcher Sieg dann operativ auszunutzen war, mußte 
sich zeigen. 
Tatsächlich wurden durch den am 9. September begonnenen Angriff 
auf der reichlich 25 Kilometer messenden Front zwischen Wilia und Schir- 
winta-See 6% deutsche Divisionen gegen 4% russische festgelegt, während 
drei deutsche Divisionen einen weiten Umgehungsmarsch antraten. Erst 
nach und nach folgten ihnen andere Kräfte. Am 14. September standen 
auf der inzwischen schon südlich des Schirwinta-Sees weit nach Osten ver¬ 
laufenden Front von der Wilia bis zum See 5% deutsche Divisionen gegen 
fünf russische, vom See bis zur Scheimjana drei deutsche gegen 2 russische 
Divisionen und ähnlich auch östlich der Scheimjana zwei gegen zwei Divi¬ 
sionen. Nirgends war eine deutsche Überlegenheit, die die Entscheidung 
bringen konnte; immer noch befanden sich zwischen Wilia und Schirwinta- 
See, wo am wenigsten zu erreichen war, zahlreichere deutsche Kräfte als an 
der mehr als doppelt so langen Front östlich des Sees. Zu der Frage, 
warum von den ursprünglich am deutschen Nordflügel zur Umfassung ver¬ 
sammelten sieben Divisionen mehr als die Hälfte zum Frontalangriff 
herangezogen wurden und warum, nachdem das einmal geschehen, die 
Gruppe Eben nicht alsbald scharf nach Südwesten eingedreht wurde, um 
in der Schlacht mitzuwirken, schrieb der damalige Erste Generalstabs- 
9. September.
	        
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