Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Schlacht bei Wilna. Amfassungsangriff der 10. Armee. 
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werdenden Lücke zur Gruppe Eben die russische Stellung von Norden zu 
fasien und dadurch dem Frontalangriff vorwärtszuhelfen. Inzwischen er¬ 
reichte General von Eben im Weitermarsch fast kampflos die Seen östlich 
von Dubinki. Er näherte sich damit dem Scheimjana-Abschnitt und der ihn 
begleitenden großen Bahnlinie Wilna—Swenzjany—Dünaburg und war 
genötigt, mit seinen drei Infanterie-Divisionen eine immer breitere Front 
einzunehmen. Links daneben deckten vier Kavallerie-Divisionen (4. Division 
und Kavalleriekorps Garnier mit 1.,3. und 9. Division) von den Maliaty- 
Seen bis zur Dünaburger Straße nordöstlich von Uzjany in etwa 45 Kilo¬ 
meter Breite die Flanke, während gegen Dünaburg selbst die Njemen-Armee 
den Vormarsch angetreten hatte1). 
Unterdessen hatte man beim Oberkommando Eichhorn den Eindruck 
gewonnen, daß der Gegner aus der Front südlich von Wilna Truppen 
herausziehe, bisher anscheinend zwei Korps (III. sibirisches und XXVI.2)), 
und auf den Nordflügel seiner Wilna-Gruppe, etwa in die Gegend west¬ 
lich von Swenzjany, verschiebe. Die schwerste Aufgabe hatte die Armee 
also voraussichtlich noch vor sich. Sie lag aber, wie sich mehr und mehr 
herausstellte, nicht mehr zwischen Wilia und Schirwinta-See, wo die deut¬ 
schen Truppen am dichtesten standen, sondern in der Gegend nordöstlich, 
vielleicht sogar östlich von Wilna, wo aus weitem Raume bisher nur ver¬ 
hältnismäßig schwache deutsche Kräfte im Vorrücken waren. General 
von Eben hatte berechtigte Sorge, beim Weitermarsch den Zusammenhang 
mit der übrigen Armee zu verlieren. Der Generalstabsches der Armee, 
Oberst Hell, bestand aber gelegentlich eines Ferngespräches an diesem Tage 
trotzdem auf Fortsetzung des Vormarsches zu „ausgiebiger Umfassung über 
Ljudjuna und dann erst Eindrehen über Griby auf Lowki", das etwa sieben 
Kilometer südsüdöstlich von Ljudjuna liegt. 
Auch den Oberbefehlshaber Ost beschäftigten diese Fragen. In seinem 
Kriegstagebuch heißt es am 11. September: „Der Nordflügel der 10. Armee 
ist in gutem Fortschreiten; seine Umfassung verspricht einen vollen Erfolg. 
Erwünscht ist das Nachführen von möglichst starken Reserven hinter diesem 
Flügel." Gefahr bestand für ihn einstweilen nicht, denn die Njemen-Armee 
war im Vordringen gegen Dünaburg und deckte damit in wirksamster 
Weise den Rücken. Auf dem Südflügel des Gesamtangriffs lag aber die 
12. A r m e e an der Zelwianka und nördlich, und vor allem die 8. A r m e e 
nordöstlich von Grodno, seit Tagen vor neuer feindlicher Gegenwehr fest. 
Um Skidel wurde seit dem 9. September von den Korps Plüskow und 
Frommel2) der 8. Armee mit wechselndem Erfolge schwer gerungen, wobei 
0 S. 535. — 2) Tatsächlich nur das III. sib. Korps. 
8) H. K. K. 3 mit den Truppen des bisherigen Korps Hollen (S. 495).
	        
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