Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Anordnungen für den Rückzug. 
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alten Außenforts sollte zwar zunächst noch besetzt bleiben, aber nicht verteidigt 
werden. Am 4. August wurde der links der Weichsel gelegene Brücken¬ 
kopf von Iwangorod geräumt; in der folgenden Nacht verließen die letzten 
russischen Truppen Warschau und sprengten die Brücken. Am 5. August 
befahl General Alexejew für die Nacht zum 7. den Beginn des allgemeinen 
Rückzuges von der Weichsel nach Osten, nächstes Ziel war die Linie 
Lomza—Malkin—Lukow—Cholm. Durch die Verkürzung der Front frei- 
werdende Teile sollten den äußersten rechten Flügel (5. und 10. Armee) 
verstärken, für den man jetzt in zunehmender Sorge war. 
Währenddessen hatte der Großfürst dem Oberbefehlshaber der 
Südwestfront in dessen neuem Hauptquartier Rowno bereits am 3. August 
die Absicht des weiteren Rückzuges in die Njemen—Bug-Linie mitgeteilt 
und dabei dargelegt, daß auch diese Linie im Norden bereits von Um¬ 
fassung bedroht sei. Um vor allem die 5. Armee zu stärken, hatte die Süd¬ 
westfront jetzt 120 einzelne Kompagnien abzugeben. Insgesamt fehlten 
der Nordwestfront bereits 650 000 Mann an der Sollstärke. Für die Lücke, 
die zwischen beiden Heeresgruppen bei der Fortsetzung des Rückzuges in 
der Richtung auf Pinsk entstehen mußte, waren gegen den Feind südöstlich 
von Wladimir Wolynsk jetzt auf 30 Kilometer Breite nur noch zwei Kaval¬ 
lerie-Divisionen verfügbar. Am 6. August kam der Großfürst abermals 
nach Rowno1). Mit welchen Möglichkeiten die Oberste Heeresleitung an¬ 
gesichts der Erschütterung der Nordwestfront und der dauernden Schwächung 
der Südwestfront jetzt bereits rechnete, zeigt der dabei gefaßte Entschluß, 
über den Dnjepr bei Kiew und unterhalb auf einer 200 Kilometer messen¬ 
den Stromstrecke sieben Brücken herstellen zu lassen. Trotz alledem hielt 
sie an der Hoffnung auf schließlichen Sieg fest. Ms Fürst Kudaschew in 
diesen Tagen Mitteilung über deutsche Friedensfühler') machte, 
verhielt sich General Ianuschkewitsch sehr ablehnend. Dot Fürst berichtete 
an den Minister Sasonow: „Ich glaube, daß man hier wie auch überall 
in Rußland fühlt, daß es undenkbar ist, den Krieg mit einem Mißerfolge 
zu beenden3)." 
Angesichts der deutschen Angriffe nördlich des Njemen und vor Kowno 
waren aber auch die Sorgen um den rechten Heeresflügel weiter 
gewachsen. Schon am 30. Juli hatte General Alexejew ernste Bedenken 
wegen der Möglichkeit eines deutschen Durchbruchs zwischen der 5. und 
0 Rjesnamow, S. 87. — Möglicherweise liegt ein Irrtum im Datum vor und 
es handelt sich auch hier um die Reise vom 3. August. 
2) S. 604 ff. 
8) Kudaschew-Brief vom 3. August 1915. 
t Weltkrieg. VIII. Band. 29 
3. bis 
6. August.
	        
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