Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die russische Oberste Führung bis Ende August. 
noch gefehlt. Mit Rumänien zieht man die Sache hin, mit Schweben1) 
ängstigt man uns. Es wird von Stunde zu Stunde schlimmer. — Auch 
der innere Feind beginnt sich zu regen. Duma-Abgeordnete sind zu einem 
Kongreß zusammengetreten. Im Grunde genommen ist die Duma, ohne 
einberufen zu sein, von sich aus zusammengetreten und will die Herrschaft 
ausüben." 
25.61827.sutii. Am 25.Juni kam der Zar, begleitet von sämtlichen Ministern, ins 
Große Hauptquartier. Cr hatte vorher den Kriegsminister General 
Suchomlinow, dem die Schuld an der ungenügenden Versorgung des Heeres 
mit Waffen und Munition vorgeworfen wurde, seiner Stellung enthoben 
und durch General Poliwanow ersetzt. Vei der Beratung in Varano- 
wicze") wurde die gesamte Lage eingehend erörtert. Politisch war das Er¬ 
gebnis der Kaiserliche Erlaß vom 27. Juni, durch den die Duma einberufen 
und das russische Volk zum Aushalten ermahnt wurde mit der Begründung: 
„Der Feind muß niedergerungen werden, sonst ist der Friede unmöglich." 
Für Polen sollte die schon im Jahre 1914 kurz nach Kriegsausbruch zu¬ 
gesagte Selbstverwaltung ausgearbeitet werden. 
Uber die militärischen Entschließungen berichtet General Danilow'): 
Für den Großfürsten als Obersten Befehlshaber sei das Hauptziel gewesen, 
das Heer zu erhalten. Dabei hoffte er, daß der Druck der Bundesgenossen 
schließlich doch einmal Entlastung bringen, und daß die „Wegelosigkeit" 
des nahenden Herbstes dem deutschen Vormarsch ein Ziel setzen müsse. Cs 
handelte sich also um Zeitgewinn, wobei das „unermeßliche Gebiet" Ru߬ 
lands große Möglichkeiten bot. And doch sollte auch künftig ohne zwingende 
Rot kein Schritt russischen Bodens dem Feinde preisgegeben werden. Wenn 
es nicht gelinge, schon weiter westlich stehenzubleiben, so sei die Abwehr 
in der Rjemen—Bug-Linie am aussichtsreichsten. Sie maß von Riga 
bis zur rumänischen Grenze nur etwa 1000 Kilometer und hatte dicht hinter 
sich die Cisenbahn-Ouerverbindung Riga—Wilna—Baranowicze—Rowno 
—Kamieniec Podolski, mit zahlreichen Abzweigungen nach Westen und 
Osten. Jene günstigste Abwehrlinie hatten die äußeren Heeresflügel im Aus¬ 
weichen schon beinahe erreichte, während die Mitte noch weit vorwärts in 
Polen stand. Diese galt es nötigenfalls aus bedrohlicher Umklammerung 
herauszuführen. Cs war daher erwünscht, sie einheitlichem Befehl zu unter¬ 
stellen. Gleichzeitig mußte dem Umstande Rechnung getragen werden, daß 
!) Band II, S. 33. 
2) Danilow, S. 521, meint sich zu erinnern, daß die Beratung schon am 24. Juni 
stattgefunden habe. Der! Zar soll aber nach Palsologue I, 6. 358, erst am 25. von 
Zarskoje-Sjelo abgereist sein. — s) Danilow, S. 522 ff.
	        
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