Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die russische Oberste Führung bis Ende August. 
«.Juni, sei, trotz schwierigster Umstände jeden Fußbreit Landes zu verteidigen; 
„der Kaiser, Rußland und der Großfürst fordern von uns hartnäckigen 
Kampf. . . Wir haben doch nicht deswegen das ganze Gebiet mit 
einem Netz starker Stellungen überzogen, um jetzt, nur durch Nachhuten 
gedeckt, in einem Zuge zurückzuweichen'"). 
An demselben Tage berichtete der Großfürst dem Zaren2), daß der 
Fehlbestand jetzt 300 000 Mann an der Südwestfront und 100 000 Mann 
an der Nordwestfront betrage, für den eintreffenden Ersatz aber die Waffen 
fehlten; „damit hört jede Strategie auf". Der Ausbildungsstand des Er¬ 
satzes, der bei dem Mangel an Gewehren kaum schießen gelernt habe, sei 
unter jeder Kritik; es fehle an Offizieren. „Die Initiative können wir 
nicht wieder an uns reißen, sondern müssen uns darauf beschränken, die 
Stöße des Gegners abzuwehren . . . Durch die ungeheuren Verluste sinkt 
der Wert der Truppe mit jedem Tage; die Einheiten schwinden dahin." 
Obgleich jetzt Italien in den Krieg getreten sei, hätten die Deutschen ihre 
Kräfte gegen Rußland verstärkt. Auch der Angriff der Franzosen fei 
wirkungslos geblieben, trotz ihres Einsatzes von zehn Korps, Überlegenheit 
an Artillerie und unbegrenzter Munition2). Es sei „betrübend und be¬ 
schämend", daß Rußland „wirklich mehr als heldenhafte, glänzende Trup¬ 
pen aus Mangel an Waffen und Munition unerhörte Verluste erleiden und 
dafür nicht einmal durch Erfolge belohnt werden". Vei solcher Lage 
kam in den gleichzeitig mit den Westmächten gepflogenen Unterhandlungen 
über bessere Zusammenarbeit nur Hilflosigkeit .zum Ausdruck, auf den 
Gang der Ereignisse blieben sie ohne Einfluß. 
8.Zuni. Am 8. Juni antwortete General Ianuschkewitsch General Alexejew 
auf dessen Vorschlag zum Ausweichen, daß am Rarew und bei Grojec 
die letzten Stellungen lägen, die ohne Preisgabe der Gesamtlage noch in 
Frage kämen. Cr erhalte vier Abteilungen schwerer Artillerie, das bedeute 
eine „wesentliche Verstärkung'") der Nordwesssront. Die endgültige Ent¬ 
scheidung darüber, was nun geschehen solle, bliebe ihm überlassen. Der 
Großfürst war damit einverstanden, die Bewegung bald durchzuführen; Be¬ 
dingung sei nur, daß mit dem Bau eines zweiten Stellungssystems hinter 
Vobr und Rarew sowie im Rücken der Stellungen von Grojec und Radom 
alsbald begonnen werde. An der Südwestfront sah sich General Vrussilow 
15, Juni, am 15. Juni gezwungen, den Rückzug auf die Grodek-Stellung westlich von 
0 Rjesnamow, S. 57. 
2) Rjesnamow, S. 56 ff. und Bontsch-Vrujewitsch, S. 259. 
3) S. 84 ff. Die Franzosen waren über das Stärkeverhältnis anderer Ansicht. 
4) Insgesamt 8 Batterien 15 oiu-Haubitzen und 4 Batterien 10 ow-Kanonen, 
zusammen 48 Geschütze. — Vgl. S. 437.
	        
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