Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Hoffnung auf Entlastung durch Italiens Eingreifen. 
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Da der Gegner am San am 20. Mai nicht weiter vorwärts 20.6ts24.9sai. 
sah die russische Heeresleitung die Lage wieder günstiger an, wobei das 
unmittelbar bevorstehende Eingreifen Italiens entscheidend mit¬ 
gesprochen haben mag. Mit ihm war bereits am 26. April eine Mili- 
tärkonventiorst) abgeschloffen worden, durch die sich beide Mächte ver¬ 
pflichteten, das Höchstmaß ihrer Streitkräfte in der Richtung auf Wien- 
Budapest zum Vernichtungsschlage gegen die Donau-Monarchie einzu¬ 
sehen und an den übrigen Fronten mit einem Mindestmaß auszukommen. 
Serbien sollte sich beteiligen, indem, es in nordwestlicher Richtung mit 
dem italienischen rechten Flügel bei Laibach Fühlung suchte. Angesichts 
dieser Pläne wurde der Beginn der RüÄwärtsbewegung vom San ver¬ 
schoben. General Iwanow gedachte eine größere Angriffsoperation vor¬ 
zubereiten; eine noch größere schlug jetzt General Alexejew vor, der in West¬ 
polen angreifen und von da aus die Lage in Galizien wiederherstellen wollte. 
Den Heerführern der Westmächte ließ der Großfürst am 23. Mai dar¬ 
legen, daß bereits mindestens zehn, von ihrer Front neu herangeführte 
deutsche Divisionen gegen Rußland im Kampfe ständen; das erschwere zwar 
dessen Aufgabe, käme „im Rahmen der großen Gesamtlage aber doch gerade 
rechtzeitig, um die Erweiterung der im Westen bereits erreichten Erfolge zu 
erleichtern"2). Als am 24. Mai an der italienischen Front der Kriegs¬ 
zustand eingetreten war, zollte General Ioffre in einem Antworttelegramm 
dem russischen Heldentum bewundernde Anerkennung und erwartete „dank 
dem Eintritt Italiens in den Krieg die allerglänzendsten Crgebniffe". Die 
russische Heeresleitung glaubte, als an demselben Tage trotzdem der Angriff 
der Mittelmächte am San seinen Fortgang nahm, nur noch an eine letzte 
Anstrengung des Gegners, um durch Einnahme von Przemysl die Operation 
zu beenden und sich dann gegen Italien zu wenden. Sie ordnete an, daß 
die Festung erst geräumt werden dürfe, wenn alle Mittel erschöpft seien, und 
ließ die 4. Armee der Südwestfront zur Nordwestfront übertreten, damit 
General Iwanow seine ganze Aufmerksamkeit der Abwehr in Galizien zu¬ 
wenden könne. Die Bildung einer neuen Operationsarmee nördlich von 
Lemberg hatte sich inzwischen aber als undurchführbar erwiesen. 
Nur zu bald stellte sich heraus, daß der neue Bundesgenosse, entgegen 
seinen anfänglichen Absichten, einstweilen noch nicht zur Offensive bereit 
war, sein Aufmarsch vielmehr noch weit in den Juni hinein dauern werde2). 
Ebensowenig waren die Serben in der Lage anzugreifen, weil sie durch 
Krankheiten und durch Hochwaffer der Grenzflüsse behindert und von Vul- 
1) Das zaristische Rußland im Weltkriege, S. 328 ff. 
2) Walentinow, S. 49. — Vgl. S. 73 ff. dieses Bandes. 
3) S. 29.
	        
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