Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Lage der Mittelmächte im Mai 1915. 
Heeres von ausreichender Deckung seines gewaltig anwachsenden Material¬ 
bedarfs abhängig. Namentlich die Sicherstellung des M u n i t i o n s - 
b e d a r f s blieb nach wie vor eine der ernstesten Sorgen der Heeresverwal¬ 
tung; sie hatte auch für die weiteren operativen Entschließungen der Obersten 
Heeresleitung ausschlaggebende Bedeutung. War doch mit Sicherheit 
damit zu rechnen, daß die große Offensive in Galizien und die zu er¬ 
wartenden Abwehrkämpfe im Westen auf beiden weitgespannten Kriegs¬ 
schauplätzen einen aufs höchste gesteigerten Munitionsverbrauch mit sich 
bringen würden. 
Entsprechend den Forderungen des Generals von Falkenhayn war die 
Heeresverwaltung seit dem Frühjahr 1915 mit gesteigertem Nachdruck be¬ 
müht, unter allmählicher Einschränkung der Massenfertigung von Graugu߬ 
geschossen, deren Minderwertigkeit der Artillerie die volle Entfaltung ihrer 
Leistungsmöglichkeit nicht gestattete, die Herstellung der wirkungsfähigeren 
Preßstahl- und Stahlgußgeschosie zu fördern. Diese Umstellung machte 
zunächst große Schwierigkeiten, da deren Herstellung schwieriger war als die 
Fertigung der einfachen Graugußmunition. Dank den vorausschauenden 
Maßnahmen des Kriegsministeriums und der Leistungsfähigkeit der deut¬ 
schen Industrie gelang es jedoch, dieser Schwierigkeiten alsbald Herr zu 
werden, so daß die Lieferung auch von Preßstahl- und Stahlgußgeschossen 
schnell zunahm. Indessen fand ihre Verarbeitung zu neuer Munition 
und damit die Munitionsherstellung überhaupt ihre Grenze in der verfüg¬ 
baren Pulver- und Sprengstoffmenge. Nachdem seit März die durch die 
Heeresverwaltung rechtzeitig in die Wege geleiteten großzügigen Erweite¬ 
rungen der Pulverfabriken allmählich wirksam geworden waren, bildete 
die Pulverfertigung, dann aber auch die Fertigung guter 
Sprengstoffe das Maß für alle Steigerungen. Die Hauptschwierig¬ 
keit bestand im Mangel an Salpeter und Salpetersäure. Wohl hatte die 
Fertigung künstlichen Salpeters im Frühjahr 1915 rechtzeitig mit größeren 
Lieferungen eingesetzt, so daß ein unmittelbarer Notstand nicht eintrat. Die 
Leistungen der neuen Fabriken konnten aber bei den zahlreichen Hemmnissen 
nur allmählich gesteigert werden. 
Die Regelung der Munitionsherstellung erfolgte nunmehr derart, daß 
je nach der Lage die Bereitstellungen für Feldartillerie oder Fußartillerie 
erhöht oder eingeschränkt oder — innerhalb der Waffen — die Ferti¬ 
gung eines Kalibers zugunsten der anderen zurückgestellt wurden. Für 
Infanterie-Munition mußte infolge des hohen artilleristischen Bedarfs die 
Pulverfertigung verhältnismäßig stark eingeschränkt werden, zumal da 
wachsende Sprengstoffmengen aus der jeweiligen Lieferung für die Her-
	        
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