Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

368 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front. 
27. August. 
dorthin abzugeben. Dieserhalb wurde zwar der Generalstabschef der 
12.Armee, Oberst Marquard, indem er für Frontalverfolgung nach 
Osten eintrat, um die Russen „in die Sümpfe" zu werfen, noch an dem¬ 
selben Tage, gelegentlich eines Ferngesprächs mit Generalmajor Tappen, 
bei der Obersten Heeresleitung vorstellig*), hatte damit aber keinen Erfolg. 
Tatsächlich hatte die 12. Armee denn auch in den nächsten Tagen 
schon der Nachschublage wegen nicht einmal die Möglichkeit, alle ihr ver¬ 
bleibenden Kräfte in der Verfolgung zu lasten. Am Abend des 26. August 
konnte ihr linker Flügel zusammen mit dem rechten der 8. Armee ohne 
Kampf die wichtige Stadt Vialystok besehen. Ant 27. August erreichte die 
12. Armee hinter den jetzt rascher weichenden Russen die Stadt Narew, 
am 28. konnte die Verfolgung nur noch mit Teilkräften fortgesetzt werden. 
Die Offensive der stärksten, durch Nordpolen vor¬ 
gehenden Armee hatte sich totgelaufen. Eine Aufzeich¬ 
nung des Hauptmanns von Waldow vom Oberkommando Ost vom nächsten 
Tage lautete: „Der Russe geht planmäßig zurück, und zwar so schnell, daß 
wir mit unseren rückwärtigen Verbindungen nicht folgen können. Die 
Eisenbahnen sind zu stark zerstört. Man könnte vor Wut heulen. Die 
12. Armee muß tatsächlich haltmachen in der Verfolgung und warten, und 
der Russe bekommt Zeit, Kräfte nach Wilna heraufzufahren. Eben kommt 
die Nachricht, daß dort ein neues Korps ausgeladen wird und nach Norden 
marschiert. Unsere Operation ist nicht gelungen." 
Inzwischen hatte ein grundlegender neuer Vefehl der Ober st en 
Heeresleitung vom 27.August2) die Heeresgruppen Mackensen und 
Prinz Leopold angesichts der Rokitno-Sümpfe angehalten. Rur die vom 
Oberbefehlshaber Ost eingeleiteten Operationen sollten noch fort¬ 
gesetzt werden. Ihr Schwerpunkt aber lag künftig nicht mehr bei der 12., 
sondern bei der auf Wilna angesetzten 10. Armee. 
d) Betrachtungen. 
„Ihre Pflicht hat die Armee erfüllt." — Diese Feststellung des Gene¬ 
rals von Gallwitz über die Leistungen der 12. Armee, der mit 
zeitweise 14 Divisionen stärksten, die an der Verfolgung durch Polen 
beteiligt war, muß im Vordergründe der Betrachtungen über die Ergeb¬ 
nisse stehen; sie gilt gleichermaßen für die 8. Armee, die nur über 
sieben Divisionen verfügte. Die Truppe hat mit einer Opferwilligkeit 
und einer Hingabe marschiert, gekämpft und geblutet, wie sie unter den 
!) General von Gallwitz schreibt hierzu im Sommer 1931 an das Reichsarchiv, 
von ihm sei Oberst Marquard dazu nicht beauftragt worden. 
2) Wortlaut siehe S. 489.
	        
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