Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

294 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front. 
15.3«»«. geglaubt, daß der Angriff das russische Stellungsnetz so schnell durchdringen 
werde. Cs erhob sich die Frage, in welcher Richtung die Operation weiter 
zu führen sei. 
Fm Nahmen der G e s a m t l a g e i n Polen hatte das rein fron- 
tale Zurückweichen der Russen auf Wyszogrod—Plonsk—Makow noch nichts 
Entscheidendes zu bedeuten. Links der unteren Weichsel war ihre Front vor 
der deutschen 9. Armee schon seit langem bis in Höhe von Wyszogrod 
zurückgedrückt gewesen; sie wurde erst dann unhaltbar, wenn die Rarew- 
Linie selbst fiel. Trotzdem lagen aber schon seit Monatsanfang Anzeichen 
dafür vor, daß die Russen auch links der Weichsel ausweichen wollten, und 
zwar zunächst in die Grojec—Vlonie-Stellung, die in dem starken Eckpfeiler 
Rowogeorgiewsk völlig gesicherten Anschluß an die Rarew-Linie bot. Lust- 
erkundung, abgehörte Funksprüche und Gefangenenaussagen ergaben über¬ 
einstimmend den Eindruck, daß die planmäßige Räumung des Gebietes 
westlich der Weichsel eingeleitet werde. Ausgedehnte Zerstörungsma߬ 
nahmen schienen im Gange zu sein; Dörfer gingen in Flammen auf; die 
Bevölkerung, so hieß es, werde abgeschoben. Zwei russische Korps (VI. sibi- 
risches und IV.) waren weggezogen worden; die Stellungen vor dem Süd¬ 
flügel der 9. Armee sollten wesentlich schwächer als früher besetzt sein. So 
mußte jederzeit mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß der Gegner vor 
der 9. Armee auswich. Ob er dann versuchen würde, im Anschluß an die 
große und starke Festung Rowogeorgiewsk die Grojec—Vlonie-Stellung im 
Süden und die Rarew-Linie im Norden weiterhin zu halten, oder ob er 
unter dem Drucke der Offensive der Heeresgruppe Mackensen, die zwischen 
Bug und Weichsel nach vorübergehendem Stillstände fortgesetzt werden 
sollte1), alsbald weiter zurückweichen würde — immer blieb es wichtig, daß 
der Stoß der Armee-Gruppe Gallwitz möglichst tief in seinen Rücken traf, 
daß sie also beim weiteren Angriff ostwärts vorhielt. 
Demgegenüber hatte General von Gallwitz die Absicht, mit seinen 
Hauptkräften in der Richtung auf Pultusk—Nozan weiterzugehen; das 
Korps Eben sollte gegen Ostrolenka decken, das, wie er hoffte, von der 
8. Armee angegriffen werde. Bei einem Ferngespräch über diese Frage 
wollte General Ludendorff, nachdem jetzt die feindlichen Stellungen in ihrer 
ganzen Tiefe durchstoßen waren, den entscheidenden Angriff doch „mehr 
gegen Ostrolenka gerichtet haben und dafür lieber an der Weichsel Gelände 
freigeben". General von Gallwitz hielt solche Ausdehnung des Angriffs 
aber für zu breit; nach der jetzt entstandenen Lage sei Rozan der am leich¬ 
testen anzupackende Punkt. Ein Ausgreifen bis Ostrolenka brächte uns vor 
*) Die Bug-Armee griff bereits an diesem Tage (15. Juli) an; vgl. S. 387.
	        
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