Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Lage der Mittelmächte im Mai 1915. 
Vordergrund aller Überlegungen stand, ging daraus hervor, daß er sich auch 
IS. Mai. am 19. Mai wieder bemühte, die Voraussetzungen für dessen Durchführung 
zu schaffen. Durch den Vertreter des Auswärtigen Amtes im Großen 
Hauptquartier, Gesandten von Treutler, forderte er weitere diplomatische 
Schritte in Sofia, um endlich von dort eine klare Antwort auf die Anftage 
vom 12. Mai1) über die Mitwirkung Bulgariens zu erhalten. Zn einem 
am gleichen Tage nach Teschen gerichteten Schreiben betonte er: „Daß die 
serbische Sache vor dem Wirksamwerden der italienischen Offensive erledigt 
werden kann, halte ich für sicher. Die Italiener werden nach allen meinen 
Nachrichten nicht vor Anfang Juni mit ihren Mafien antreten und haben 
nach Euer Exzellenz persönlicher Angabe mindestens vier Wochen zu mar¬ 
schieren und zu kämpfen, bevor sie wirklich bedrohlich werden können. Vor 
Ansang Juli ist das also nicht der Fall. Vis dahin kann die serbische Frage 
aber sehr wohl entschieden werden." 
Da traten Creignifie ein, die die Entschließungen der beiden General¬ 
stabschefs grundlegend beeinflußten: Am Abend des 19. Mai wurde über 
Teschen bekannt, daß Bulgarien die Teilnahme an einem Feldzug 
gegen Serbien abgelehnt habe; ferner wurde der ö.-u. Heeresleitung 
aus Wien mitgeteilt, daß die Kriegserklärung Italiens spätestens inner¬ 
halb von 24 Stunden zu erwarten sei. General von Conrad schrieb 
nunmehr nach Pleß, er sei davon überzeugt, daß „wir jetzt gemeinsam m i t 
aller Kraft dem neuen, sicheren Feinde die Stirne bieten müfien 
und diese Aktion nicht durch ein Unternehmen lähmen dürfen, welches auf 
das mögliche künftige Eingreifen eines unsicheren Dritten für uns (Bul¬ 
garien) und gegen uns (Rumänien) aufgebaut ist". 
Am gleichen Tage aber, am 19. Mai, waren im deutschen Großen Haupt- 
quartier Meldungen über außerordentlich schwere russische Angriffe gegen 
die 11. Armee eingelaufen. Sie ließen es General von Falkenhayn 
im Zusammenhange mit der Absage Bulgariens doch ratsam erscheinen, den 
Schwerpunkt der Kriegführung vorläufig an der russischen Front zu 
belasten und den Kampf sowohl gegen Serbien als auch gegen Italien 
zunächst defensiv zu führen. 
A. Mai. Er richtete daher am 20. Mai das dringende Ersuchen nach Teschen, 
außer den fünf Divisionen der Balkan-Armee, dem ö.-u. VII. Korps 
sowie dem deutschen „Alpenkorps" unter keinen Umständen weitere Kräfte 
gegen Italien zu verschieben; was jetzt noch in Polen und Galizien stände, 
werde gebraucht, um den Mittelmächten „die Nussengefahr endgültig vom 
Leibe zu schaffen". Die Abbeförderung dürfe erst beginnen, wenn das nächste 
0 S. 5.
	        
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