Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Die Heeresleitungen stimmen der Schwenkung nach Norden zu. 
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Feldheeres dabei an eine entscheidungsuchende Offensive zwischen Vug und 
Weichsel gegen die Hauptmasse des russischen Heeres gedacht haben sollte. 
Denn bei einer Verminderung der Kräfte um fünf Armeekorps konnte er 
eine solche weitzielende Operation schwerlich als erfolgverheißend ansehen. 
Am Abend des 18. Juni begab sich der Deutsche Kais er in Be¬ 
gleitung des Generals von Falkenhayn zur 11. Armee. Auf der Eisenbahn- 
fahrt von Iaroslau nach Radymno berichtete am Morgen des 19. Juni 
Generaloberst von Mackensen über den günstigen Fortgang der Offensives. 
Ob hierbei der Gedanke, eine neue Operation im Raume zwischen Vug und 
Weichsel einzuleiten, zur Sprache gekommen ist, und welche Stellung zu¬ 
treffendenfalls General von Falkenhayn eingenommen hat, hat sich nicht mehr 
feststellen lassen. Jedenfalls war aber das Armee-Oberkommando 11 selbst 
angesichts des günstigen Verlaufs der Kämpfe nordwestlich von Lemberg be¬ 
strebt, die Bewegungen der ihm unterstellten Armeen während der noch 
lausenden Operation bereits nach Möglichkeit dem neuen operativen Ge¬ 
danken, der ihm vorschwebte, anzupassen. Als sich nach dem großen Durch¬ 
bruchserfolge bei Magierow am Abend des 19. Juni herausstellte, daß der 
größte Teil des der 11. Armee gegenüber befindlichen Feindes nach Norden 
abgezogen war, entschloß sich Generaloberst von Mackensen, das Vorgehen 
seiner Armee nach Osten nicht über die Straße Lemberg—Rawa Ruska 
hinaus fortzusetzen, sondern der Verfolgung unter Linksstaffelung der Kräfte 
allmählich die Richtung nach Norden zu geben2). Am späten Abend des 
19. Juni trug Oberst von Seeckt auf dem Bahnhof in Iaroslau General 
von Falkenhayn nach dessen Rückkehr von Radymno an der Hand einer 
flüchtig hingeworfenen Skizze den Plan für das Einschwenken nach Norden 
vor. Der deutsche Generalstabsches billigte den Grundgedanken und die 
getroffenen Anordnungen, behielt sich aber die endgültige Zustimmung 
noch vor2). 
General von Conrad trat dem Entschlüsse des Armee-Ober¬ 
kommandos 11 sogleich bei, ließ nur noch die Frage offen, ob Teile 
der 11. Armee vorerst zum umfassenden Vorgehen gegen die Nord- 
front von Lemberg im Einklang mit der 2. Armee Verwendung finden 
müßten. Schon am nächsten Tage, dem 20. Juni, erwies sich, daß dies 
nicht erforderlich war4). Im Sinne seines operativen Leitgedankens ver¬ 
sagte sich daher das Armee-Oberkommando 11 nunmehr auch einer An¬ 
regung des Kommandierenden Generals des XXII. Reservekorps, dessen 
rechter Flügel vormittags im Anschluß an das Gardekorps die Bahnlinie 
1) Tagebuchnotiz des Generalobersten von Plessen. — 2) S. 232. — 3) Zu¬ 
schrift des Generalobersten von Seeckt vom 27. Juni 1931 an das Reichsarchiv. — 
4) S. 233.
	        
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