Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Lage der Mittelmächte im Mai 1915. 
Auf dem russischen Kriegsschauplätze standen von der 
Ostsee bis zur Bukowina IIIV2 deutsche und ö.-u?) Infanterie-Divisionen 
schätzungsweise 114 russischen Divisionen gegenüber2). Die Stärke der an 
der serbischen Grenze befindlichen ö.-u. Verbände betrug insgesamt 
234 000 Mann, während das serbische Heer auf 210 000 Mann geschäht 
wurde2). Gegen Italien versahen 112 Bataillone^) den Grenzschutz. 
Die Kräfte der von Feinden umschlossenen Donau-Monarchie waren somit 
aufs äußerste angespannt. 
Von Mitte März bis Mitte Mai waren der deutschen O st f r 0 n t 
neun Infanterie-Divisionen und zwei Kavallerie-Divisionen des Westheeres 
zugeführt worden. Ob dem westlichen Kriegsschauplätze noch weitere Kräfte 
zugunsten des Ostens entzogen werden konnten, wollte General von Falken¬ 
hayn erst im Laufe der Abwehr des zu erwartenden feindlichen Angriffes 
entscheiden. Maßgebend war für ihn die Erwägung, daß eine Rückführung 
von Kräften aus dem Osten zur Wiederherstellung der Lage auf dem West- 
Kriegsschauplätze, wenn irgend angängig, vermieden werden mußte, solange 
die Operationen gegen Rußland einen erfolgverheißenden Fortgang 
nahmen. 
Dazu kam noch, daß die Entwicklung der politischen Lage in I t a l i e n, 
der Türkei und auf dem Balkan einen erheblichen Einfluß auf die 
Entschlüsse an der Westfront und in Galizien gewinnen konnte. Sie nahm 
daher im Mai 1915 die Aufmerksamkeit der Heeresleitungen der Mittel¬ 
mächte in besonderem Maße in Anspruch. 
Die große Spannung jener Tage kam lebhaft zum Ausdruck in 
dem Meinungsaustausch beider Generalstabschefs. In zwei kurz auf¬ 
einander folgenden Schreiben an General von Conrad vom 30. April und 
2. Mai mahnte General von Falkenhayn von neuem und dringend zum 
Rachgeben gegenüber den Forderungen der italienischen Regie¬ 
rung2). Am 4. Mai unterstützte Kaiser Wilhelm dieses Vorgehen durch 
1) Die bei Truppenangaben und Schilderungen der Kämpfe an der Ostfront sehr 
häufig wiederkehrende Bezeichnung „österreichisch-ungarisch" ist in diesem Bande mit 
Rücksicht auf die Raumersparnis in „ö.-u." abgekürzt worden. 
2) Längs der rumänischen Grenze standen nur durch Landsturm verstärkt ö.-u. 
Gendarmerieposten, insgesamt etwa 9600 Mann. 
3) Die Gesamtstärke des serbischen Heeres wurde auf 232 Bataillone, 36 Es¬ 
kadrons, 536 Feld- und etwa 240 schwere Geschütze geschäht. Die montenegrinischen 
Streitkräfte, die in einzelne kleine Abteilungen gegliedert waren, umfaßten schätzungs¬ 
weise 53 000 Mann und 140 Geschütze. 
0 Ohne die Sicherheitsbesatzung der österreichischen Grenzbefestigungen. Näheres 
S. 26/27. 
5) Band VII, S. 343/344.
	        
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