Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Erwägungen über den Einsatz von Verstärkungen an der Ostfront. 199 
von Falkenhayn dem zu mündlicher Aussprache nach Pleß berufenen General 
Ludendorff dargelegt, daß große Unternehmungen im Bereich des Ober¬ 
befehlshabers Ost einstweilen nicht in Frage Emen1). Der Wunsch, die 
jetzige Frontlinie zu halten, müsse in Einklang gebracht werden mit der 
Notwendigkeit, weitere Truppen zur Verfügung der Obersten Heeresleitung 
herauszuziehen. Den daraufhin von General Ludendorff gemachten Vor¬ 
schlägen entsprechend folgte am 25. Mai die Mitteilung an Generalfeld¬ 
marschall von Hindenburg, daß die allgemeine Kriegslage unbedingt zur 
Bereitstellung von Heeresreserven in weitestem Umfange nötige. Zu diesem 
Zwecke seien aus seinem Befehlsbereiche nach und nach fünf Divisionen 
freizumachen^). Sofort verfügbar waren also auch diese Kräfte für den 
galizischen Kriegsschauplatz nicht. Die Oberste Heeresleitung behielt sich 
zunächst nur das Verfügungsrecht vor über eine zum 3. Juni verladebereit 
zu stellende Division der 9. Armee — der Oberbefehlshaber Ost be¬ 
stimmte hierzu die 22. Infanterie-Division — und über die neuzubildende 
107. Infanterie-Division, deren Aufstellung in Thorn Anfang Juni abge¬ 
schlossen sein sollte. 
Der We st front Kräfte zu entziehen, erschien bei der dort immer noch 
gespannten Lage bedenklich^). Trotzdem beschloß General von Falkenhayn 
am 1.Juni das Wagnis auf sich zu nehmen, das vom Armee-Oberkom¬ 
mando 4 zur Verfügung gestellte XXII. Reservekorps (ohne 85. Reserve- 
Infanterie-Brigade) und die vorübergehend aus der Front zurückgezogene 
8. bayerische Reserve-Division dem Osten zuzuführen^). So gelang es 
schließlich, im ganzen viereinhalb Infanterie-Divisionen als Verstärkungen 
für die Fortführung der Offensivoperation auf dem Kriegsschauplätze nörd¬ 
lich der Karpaten flüssig zu machen. 
Über den Punkt des Einsatzes waren die Ansichten anfangs 
auseinandergegangen. General von Falkenhayn versprach sich von einer 
unmittelbaren Verstärkung der in Galizien kämpfenden Truppen eine weniger 
große Wirkung als von ihrer mittelbaren Unterstützung durch den Einsatz 
der frischen Kräfte an der Front nördlich der Weichsel im Befehlsbereich 
des Generalobersten von Woyrsch. Rach mündlicher Rücksprache mit dessen 
Generalstabschef, Oberstleutnant Heye, äußerte er sich hierüber am 28. Mai 
in einem Schreiben an den Oberbefehlshaber Ost folgendermaßen^): 
„. . . Wenig aussichtsvoll ist die Lage in Galizien. Bei der geringen 
Offensivkraft unserer Verbündeten und der täglich sich verstärkenden Über¬ 
legenheit des Feindes stehen wir dort über kurz oder lang vor der Gefahr 
eines völligen Stillstandes, die für uns jetzt nach dem Eingreifen Italiens 
0 S. 122. — 2) Näheres S. 122/123. — 3) S. 73/74. — 4) S. 79. — "■) S. 264/265.
	        
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