Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

122 
Die Front des Oberbefehlshabers Ost bis zum 2. Juli. 
23. Mai. 
Verstärkung durch zwei Armeekorps es für möglich halte, „die endgültige 
Entscheidung in unserem Kampfe gegen Rußland zu erzwingen". Eine solche 
Gestaltung der Verhältnisse wäre bei der von Italien drohenden Gefahr, 
wie er nicht näher darzulegen brauche, von höchstem Wert. Cr fragte daher, 
wie die Durchführung gedacht sei und ob sich übersehen lasse, wann wieder 
nennenswerte Kräfte für andere Aufgaben stet sein würden. Der Ober¬ 
befehlshaber Ost antwortete sofort, eine endgültige Entscheidung gegen 
Rußland könne er auch bei Überweisung von zwei weiteren Armeekorps 
nicht gewährleisten. Dagegen würde es möglich sein, durch ihren Ein¬ 
satz oder wenigstens den der drei an seiner Front neu gebildeten Divi¬ 
sionen1) „wirksame taktische Schläge zu führen. In Frage käme ein Angriff 
zur Vernichtung der nördlich des Njemen fechtenden, auf sieben bis acht 
Divisionen zu schätzenden russischen Kräfte oder ein Durchbruch auf die 
Linie Kalwarja—Marjampol". Auch verspräche er sich bei günstigem 
Winde viel von ihrem Einsatz bei der 9. Armee, wo gerade ein Gasangriff 
vorbereitet wurde'-). Einen genauen Zeitpunkt, wann diese Kräfte wieder 
für andere Aufgaben stet sein würden, könne er jedoch nicht angeben. Er¬ 
halte er keine Verstärkungen, so könne die 9. Armee nach Durchführung des 
Gasangriffes mindestens eine Division freimachen; eine weitere Division 
könne er abgeben, wenn das jetzt besetzte russische Gebiet nördlich des 
Rjemen nebst Libau geräumt würde. Vei der jetzigen starken russischen 
Truppenansammlung würde aber dort ein ganzes Korps nur dann entbehrt 
werden können, wenn die Preisgabe des Kreises Memel in Kauf ge¬ 
nommen würde. Zu mündlicher Besprechung all dieser Fragen werde 
Generalleutnant Ludendorff — falls das erwünscht sei — nach Pleß 
kommen. 
Das Ergebnis einer daraufhin am 23.Mai, dem Tage der italieni¬ 
schen Kriegserklärung an Osterreich-Angarn, in Pleß abgehaltenen 
Besprechung war, daß große neue Unternehmungen im Bereiche des 
Oberbefehlshabers Ost einstweilen nicht in Frage kämen. Das Bedürfnis, 
die jetzige Frontlinie zu halten, müsst möglichst mit der Notwendigkeit in 
Einklang gebracht werden, weitere Truppen zur Verfügung der Obersten 
Heeresleitung stei zu machen, wozu General Ludendorff durchaus bereit 
war3). Seinem Angebot entsprechend wurden die drei neugebildeten Divi- 
!) S. 117. — 2) S. 133. 
3) Der ihn begleitende Generalstabsoffizier, Hauptmann von Waldow, schrieb 
darüber am 24.Mai in sein Tagebuch: „Cs war so schön, wie General Luden- 
dorff sagte: »Ich gebe gern, wenn ich nur weiß, daß es auf der richtigen Stelle 
zum Siege eingesetzt wird.« Cr selber ist es gewesen, der der Heeresleitung die 
Divisionen angeboten hat."
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.