Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Der Versuch, den Gegner abzufangen. 
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von Lauenstein verlangte von den Flügelgruppen „starke Märsche, damit 
der Feind nicht entkommt". Es handelte sich dabei vor allem um die bei 
Skaudwile gemeldete russische % 68. Infanterie-Division. Sie stand an 
der großen Straße, die von Tilsit über Tauroggen nach Schauten führt und 
neben der Küstenstraße Memel—Libau damals die einzige feste Straße im 
ganzen Operationsraume war. Gegen diesen kampfkräftigsten Teil der 
feindlichen Aufstellung waren angesetzt: das Kavalleriekorps zum Vorgehen 
in seinen Rücken, % 78. Reserve-Division zum Angriff von Süden, die 
Abteilung Pappritz, erst später antretend, von Tauroggen her auf Skaudwile. 
Die Kavallerieverbände hatten unabhängig von der Infanterie vorwärts¬ 
zureiten, damit ihre größere Marschgeschwindigkeit voll zur Wirkung kam. 
In der Nacht zum 27. April begannen die Bewegungen. 
Das Kavalleriekorps Richthofen, das dem Gegner „in weit aus¬ 
holender Umfassung . . . den Rückzug besonders auf der einzigen großen 
Straße Tilsit—Schauten verlegen" sollte, hatte bereits einen Anmarsch von 
etwa 20 Kilometern hinter sich, als es von Iurborg antrat. Im Laufe des 
Tages erreichte die bayerische Kavallerie-Division unter Generalleutnant 
von Hellingrath nach einem weiteren Marsche von 50 Kilometern ohne 
Kampf Rossienie. Die 3. Kavallerie-Division unter Generalleutnant Kurt 
von Anger war durch Stockungen beim Rjemen-Abergang aufgehalten 
worden. Bei ihr ritt Generalleutnant von Richthosen selbst. Nach einem 
Vormärsche von etwa 40 Kilometern traf die Division nachmittags östlich 
von Skaudwile auf Feind, den sie als eine Seitendeckung bewertete, wäh¬ 
rend andere russische Kräfte auf der großen Straße nordostwärts auf Kielmy 
im Abzug sein sollten. General von Anger griff die russische Seitendeckung 
an und drückte sie zurück. Erst in der Nacht um 11°, als die vordersten 
Teile der 78. Reserve-Division bereits heran waren, marschierte die gegen 
die große Straße selbst angesetzte 25. Kavallerie-Brigade weiter. In der 
Mitte des Vormarschraumes hatte der schwache Gegner vor den an¬ 
rückenden deutschen Abteilungen überall rechtzeitig das Feld geräumt. 
Auf dem äußersten linken Flügel war die 6. Kavallerie-Division unter 
Generalleutnant Egon Graf von Schmettow schon am Minge-Abschnitt bei 
Korciany auf Widerstand gestoßen, den sie nicht zu brechen vermochte. 
Angesichts der schwierigen Wegeverhältniffe seitwärts der Hauptstraße 
wartete sie das Eingreifen der halben 6. Reserve-Division ab, die unter 
Generalleutnant von Schickfus und Neudorff mittags zum Angriff vor¬ 
ging, während das Gros der Kavallerie-Division hinter ihrer Front rastete. 
Erst abends konnte die Infanterie die Minge überschreiten; die Kavallerie 
blieb dahinter. Zwei russische Landwehr-Bataillone hatten den deutschen 
27. April.
	        
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