Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Die Chef-Besprechung in Metz am 29. Juli. 
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würde, nicht beabsichtigt sei, so müsse doch das Westheer noch auf län¬ 
gere Zeit in der Defensive verharren. Die „eiserne Mauer im Westen", 
an der in siegreicher Abwehr bisher alle feindlichen Angriffe zerschellt seien, 
habe auch weiterhin standzuhalten. 
Über die Absichten und Pläne der verbündeten Westmächte herrsche 
noch keine Klarheit. Die Engländer schienen starke Kräfte und be¬ 
sonders viel Munition an den Dardanellen zum Einsatz bringen zu wollen1). 
Die französische Angriffsgruppe bei Arras sei aufgelöst worden. Cs 
sei aber noch keineswegs zu erkennen, ob die dort abgekämpften Korps durch 
frische ersetzt oder ob an anderer Stelle der Westfront ein neuer feindlicher 
Durchbruchsversuch unternommen werden solle. Ebensowenig lägen An¬ 
zeichen dafür vor, daß der Gegner im Elsaß oder in Lothringen eine große 
Angriffsoperation, deren Durchführung immerhin sehr schwierig sein würde, 
einzuleiten beabsichtige^). Wenn es naturgemäß auch schwer verständlich 
erschien, daß die Westmächte der Niederlage Rußlands untätig zusähen1), 
so kam General von Falkenhayn doch in Übereinstimmung mit sämtlichen 
Chefs der Generalstäbe der Westarmeen zu der Auffassung, daß für die 
nächsten Wochen größere Angriffe der we rbün deten West- 
mächte nicht zu erwarten seien. 
Der Generalstabschef schloß seine Besprechung^) in Metz mit dem 
Hinweis auf die Notwendigkeit, sich durch häufige kleine Angriffsunter¬ 
nehmungen Klarheit über den Feind, vornehmlich die Engländer, deren 
Stärke auf 27 Infanterie-Divisionen1) geschätzt wurde, zu verschaffen, vor 
allem aber hinter der Westfront Reserven zur Verfügung der Obersten 
Heeresleitung bereitzustellen. 
Wie günstig General von Falkenhayn zu diesem Zeitpunkt die Lage an 
der Westfront beurteilte, geht aus einer Tagebuchaufzeichnung des Gene¬ 
rals Tappen vom 30. Juli hervor: „Dort" (im Westen), so hieß es hier, 
„sehr gute Stimmung. Es können noch Reserven verfügbar gemacht 
werden." 
*) Tagebuchaufzeichnungen des damaligen Oberstleutnants von Mertz vom 
29. Juli 1915. 
2) In einer Zuschrift des Generals von Kühl vom 9. Februar 1931 an das 
Reichsarchiv heißt es ausdrücklich, General von Falkenhayn habe gesagt, „eine große 
Offensive im Elsaß oder Lothringen ist nicht wahrscheinlich". 
®) Bezüglich der Besprechung über die deutsche Offensive im Ober-Clsaß vgl. 
Teil V. 
4) Rach einer Berechnung der Rachrichtenabteilung der O. H. L. vom 27. Juli 1915 
befanden sich hiervon etwa 15 brit. Divisionen an der Front. Die belgische Armee 
wurde nach wie vor auf sechs Infanterie- und zwei Kavallerie-Divisionen geschätzt.
	        
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