Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Westfront von Mitte April bis Anfang August 1915. 
insbesondere den Generalen von Kühl und Krafft von Dellmensingen sowie 
dem Obersten von Seeckt, dem General von Falkenhayn vorgelegten Durch¬ 
bruchsentwürfen4) läßt erkennen, wieviel weitschauender der deutsche Chef 
des Generalstabes des Feldheeres beraten war als der französische Gene¬ 
ralissimus. Der Einsatz an personellen und materiellen Streitkräften, den 
die deutschen Führer für eine kriegsentscheidende Operation an der West¬ 
front für nötig hielten, überstieg erheblich die von General Foch geforderten 
und von General Ioffre bereitgestellten Kräfte für den Angriff der franzö¬ 
sischen 10. Armee. 
Die französische Führung bezeichnete ihrerseits das wirksame 
Feuer der deutschen Artillerie und der oft bis zum Beginn des Sturmes 
unversehrt gebliebenen Maschinengewehre als Hauptursache für das 
Mißlingen der Angriffe. Sie hatte aus den Kämpfen den Eindruck 
gewonnen, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen des Stellungs¬ 
krieges ein Durchbruch nur zu Beginn einer Offensive zu erhoffen sei. 
Mit jedem Tage der Fortsetzung der Angriffe war mit wachsender Ver¬ 
stärkung des Widerstandes zu rechnen. Die außerordentlich hohen blutigen 
Verluste der französischen 10. Armee2) sowie der gewaltige Verbrauch an 
Artilleriemuniton3) hatten, zumal da auch bei den britischen Truppen ein 
ähnlicher Kräfteverbrauch eingetreten war, einen vorläufigen Abbruch 
der Angriffe erzwungen. 
Trotzdem glaubte die französische und englische oberste Führung auch 
weiterhin an die Möglichkeit des Gelingens eines Durchbruchs durch die 
deutsche Westfront; sie war sich indessen bewußt, daß angesichts des Aus¬ 
baues des deutschen Stellungssystems sowie der nach ihrer Ansicht vor¬ 
handenen Überlegenheit an Maschinengewehren und namentlich an schwerer 
Artillerie ein neuer Durchbruchsversuch nur nach sorgfältigster 
Vorbereitung und unter Einsatz erheblich größerer Angriffskräfte und -mittel 
sowie vor allem auf breiterer Grundlage Erfolg versprechen würde — ein 
Gedanke, der bereits von General Ioffre Mitte Juni vor Beginn der zwei¬ 
ten Offensive für den Fall in Erwägung gezogen war, daß der Abbruch des 
erfolglos gebliebenen Kampfes notwendig sein würbe4). 
0 Band VII, S. 307 ff. 
2) Die Verluste der Franzosen betrugen in der Zeit vom 9. Mai bis 18. Juni 
102 500 Mann. 
3) Der Gesamtverbrauch an Artilleriemunition allein bei der französischen 
10. Armee belief sich in der Zeit vom 3. Mai bis 18. Juni auf 1 813 490 Schuß bei der 
Feld- und 342 372 Schuß bei der schweren Artillerie. In etwa dem gleichen Zeitraum 
wurden der gesamten Kampffront der deutschen 6. Armee rund 1 903 000 Schuß für 
Feld- und 272 000 für schwere Artillerie zugeführt. 
4) S. 85/86.
	        
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