Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Betrachtungen zur Frühjahrsschlacht im Artois. 
95 
Möglichkeiten forderten zu einem beiderseits umfassenden feindlichen Angriff 
geradezu heraus. Das Eintreffen britischer Verstärkungen hatte fran¬ 
zösische Angriffsdivisionen freigemacht und erlaubte außerdem noch Neben¬ 
angriffe der Engländer. Das Gelände und die Bahnlinien begünstigten 
den unauffälligen Aufmarsch starker feindlicher Streitkräfte. 
Den Westgegnern war es indes weder bei dem ersten noch bei 
dem zweiten Ansturm im Artois gelungen, ihre bedeutende Überlegenheit 
an Infanterie voll zur Auswirkung zu bringen. Vom 9. Mai bis 18. Juni 
hatten rund 201) in der Front eingesetzte deutsche Divisionen Infanterie 
den 332) gegenüberstehenden Infanterie-Divisionen der britischen 1. und 
französischen 10. Armee den Weg verlegt. Die verbündeten Gegner hatten 
auch nicht, wie zu Beginn der Winterschlachten2) geplant, einen gleich¬ 
zeitigen Angriff in der Champagne führen können, der, Mitte Juni an¬ 
gesetzt, das deutsche Westheer aller Voraussicht nach in eine überaus schwie¬ 
rige Lage gebracht hätte. Trotz gewaltiger Opfer hatten die feindlichen in 
Frankreich und Belgien kämpfenden Heere eine fühlbare Entlastung der 
schwer bedrängten Ruffen nicht erreichen können. 
Die geringen Ergebnisse der Offensive waren um so über¬ 
raschender, als die an militärischem Wert hoch stehenden Westgegner über 
eine zahlenmäßige Überlegenheit von etwa 600 Bataillonen über die 
Deutschen verfügten. Die Erklärung ihres Mißerfolges ist vor allem in 
zwei ümständen zu suchen. Einmal fand die feindliche oberste Führung 
nicht den Entschluß, von vornherein die Nebenfronten zugunsten der Haupt¬ 
kampffront rücksichtslos zu schwächen, dann aber hatte sie trotz aller Erfah¬ 
rungen der Winterschlacht in der Champagne damals offenbar noch keine 
klaren Vorstellungen von den ungeheuren Schwierigkeiten einer Durch¬ 
bruchsoperation an der Westfront. Bereits die deutscherseits im März auf¬ 
gestellten Berechnungen über den Bedarf an Streitkräften und -Mitteln hier¬ 
für waren zu höheren Zahlen gelangt, als der französischen 10. Armee bei 
Beginn der Offensive zur Verfügung standen. Ein Vergleich der Angriffs- 
Pläne des Generals Foch für die französische 10. Armee im Frühjahr 1915 
mit den etwa zu gleicher Zeit von mehreren deutschen Generalstabschefs, 
1) 6. bayer. R. D., 13., 14., 29., 28. I. D., 1. und 5. bayer. R. D., Teile des II. bayer. 
und XIX. 21. K., 58., 115., 117., 15., 16. F. D., 52. und 85. R. I. Br., 38. Ldw. F. Br., 
2. G. R. D., 5., 123., 11., 7., 8. I. D. 
2) Bei der britischen 1. Armee: 49. Terr., 8., 7., Lahors, Meerut, 1., 47. Terr., 
2., 51. Terr., kanadische; bei der französischen 10. Armee: 58., 17., 92. Terr., 43., 13., 
70., 77., marokkanische, 84. Terr., 39., 11., 33., 34., 19., 20., 88. Terr., 18., 53., 5., 6., 
55., 48., 153. 
S) Vgl. S. 51.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.