Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Reibungen und Meinungsverschiedenheiten. 
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zusammen drei Maschinengewehre'"). Cs war das erstemal, daß man aus 
russischem Munde ein abfälliges Urteil über deutsche Truppen hörte. 
Die von der 8. Armee^) eintreffenden Verbände kamen im übrigen zwar 
in ihrer kriegsgliederungsmäßigen Zusammensetzung, aber großenteils mit 
leeren Munitionsfahrzeugen und ohne die ihnen während der vorhergegan- 
genen Operationen besonders beigegebene schwere Artillerie an; auf letztere 
aber hatte der Oberbefehlshaber Ost ganz besonders gerechnet. So entstanden 
Zerwürfnisse, die im Zusammenhange mit Meinungsverschiedenheiten über 
die bisherige Führimg des Kampfes in Ostpreußen und über Zerstörungs- 
maßnahmen beim dortigen Rückzüge am 7. November zur Enthebung des 
Generals v. Franczois von der Führung der 8. Armee führten^). General 
der Infanterie Otto v. Velow wurde sein Nachfolger. 
In diefen Tagen zeigten sich aber auch zwischen dem Oberbefehlshaber 
Ost und der österreichisch-ungarischen Heeresleitung^) November. 
Meinungsverschiedenheiten, die vorübergehend eine gewisse 
Schärfe annahmen. Mündliche Aussprachen der führenden Persönlichkeiten 
hätten manche Fragen vielleicht schneller geklärt. Zuletzt war General 
Ludendorff am 18. September in Neu-Sandez gewesen, seitdem hatte man 
sich nicht mehr gesehen; am 30. Oktober hatte sich General v. Conrad bei 
der Besprechung in Berlin wegen Anabkömmlichkeit vertreten lassen. Der 
Verkehr durch Verbindungsoffiziere konnte die persönliche Fühlungnahme 
aber nicht ganz ersetzen, wenn auch Hauptmann v. Fleischmann beim Ober- 
besehlshaber Ost ebenso wie Generalleutnant Freiherr v. Freytag-Loring- 
Hoven und die anderen deutschen Offiziere bei der österreichisch-ungarischen 
Heeresleitung dauernd in engster Fühlung mit den die Operationen leiten- 
den Persönlichkeiten standen. Trotz täglichen Gedankenaustausches am Fern- 
schreibe? zwischen Posen und Neu-Sandez blieben Mißverständnisse nicht 
aus. Auch wirkte beim Oberbefehlshaber Ost das Mißtrauen mit, das seit 
dem vermeintlichen Imstichlassen des Garde-Reservekorps°) bei der deutschen 
Führung aufgekommen war. Dazu trat die sich immer mehr verstärkende 
Überzeugung, daß dem verbündeten Heere keine große Kampfkraft und sicher- 
liche keine nennenswerte Angriffskraft mehr innewohne^). Diese Auffassung, 
die in Drahtungen an die Oberste Heeresleitung mehrfachen Ausdruck fand, 
wurde auch vom General v. Freytag geteilt, der am 5. November am Schluß 
L) Dieses verallgemeinernde russische Arteil wird den Truppen des XXV. Reserve- 
korps sicherlich nicht gerecht; in dem hier gegebenen Zusammenhange konnte aber nicht 
darauf verzichtet werden, es anzuführen. — 2) S. 324 ff. — 3) 6. 330. — 4) 6. 227 ff. 
— -) Band V, S. 115. — °) S. 41, Slnm. 1. 
* Weltkrieg. VI. Band. 4
	        
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