Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Österreichisch-ungarische Wünsche. 
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nur Zurückgehen aller übrigen österreichisch-ungarischen Armeen" zur Folge, 
sondern es werde damit auch die Verbindung zur deutschen 9. Armee ab- 
reißen und weiteres gemeinsames Kämpfen unmöglich werden. Das aber 
müsse „schwere Folgen für die Gesamtlage Österreich-Ungarns und nicht 
minder auch Deutschlands mit Rücksicht auf die politische Konstellation und 
die Haltung bisher neutraler Staaten unausbleiblich nach sich ziehen". 
Oberst v. Sauberzweig befürwortete, unter diesen Umständen außer dem 
Garde-Reservekorps auch noch Teile des deutschen XX. Armeekorps als 
Schutz in der linken Flanke der österreichisch-ungarischen 1. Armee stehen- 
zulassen, um vorzeitigem Rückzüge dieser Armee vorzubeugen. Generaloberst 
v. Hindenburg entschloß sich nunmehr, auch das XX. Armeekorps zu- 
nächst noch zwischen Kjelzy und Roworadomsk zu belassen. Äber die „eine 
Drohung enthaltende" Drahtung des Generals v. Conrad aber meldete er 
der Obersten Heeresleitung. 
Am Abend des 31. Oktober kehrte General Ludendorff aus Verlin 
zurück. Äber die zu dieser Zeit beim Oberkommando der 9. Armee herrschende 
Auffassung heißt es in dessen Kriegstagebuch: „Der Generalstabschef ist sich 
völlig im klaren, daß man sich — gegenüber dem an Zahl so erheblich über- 
legenen Gegner — mit einer Defensive (Roworadomsk—Wjelun) allein 
nicht begnügen kann. Cs muß eine Möglichkeit geschaffen werden, an 
irgendeiner Stelle offensiv werden zu können. Vei allen Erwägungen ist die 
hilfsbedürftige österreichische Armee der Hemmschuh'"). 
Inzwischen hatte man beim österreichisch-ungarischen Heere einen 
Funkspruch der russischen 4. Armee aufgefangen und an die 
deutsche 9. Armee mitgeteilt, der auf günstige Wendung hoffen ließ: Am 
30. Oktober hatte diese russische Armee an die Heeresgruppe der Südwest- 
front gemeldet, sie wolle mit ihren vier Korps bis zum 2. November in der 
Linie Radoschyze^)—Kjelzy aufschließen. Dann hieß es im Wortlaut der da- 
maligen Übersetzung weiter: „Vis zu dieser Linie gelangt, hat sich die Armee 
im Durchschnitt auf 120 Werste von der Weichsel entfernt, weshalb ich 
es unumgänglich erachte, die weitere Vorrückung sodann einzustellen, um 
i) Die hier und auch weiterhin wiedergegebenen ungünstigen Arteile über 
das österreichisch-ungarische Heer stellen lediglich die Ausfassungen dar, die 
man damals bei den betreffenden deutschen Stellen hatte. Das Kriegsarchiv Wien 
ist der Ansicht, daß die besonders ungünstigen Arteile des deutschen Oberbefehls- 
Habers Ost zu einem wesentlichen Teile auf Mitteilungen des dortigen österreichisch- 
ungarischen Verbindungsoffiziers, Hauptmanns v. Fleischmann, zurückzuführen seien, 
der in dem Bestreben, möglichst viel zur Unterstützung des von ihm vertretenen 
Heeres zu erreichen, dessen Verhältnisse«oft schwärzer gemalt habe, als sie es tatsächlich 
waren. Der jetzige Oberst v. Fleischmann hat die Richtigkeit dieser Auffassung bestätigt. 
— 2) 1Z Kilometer südwestlich Konsk. — 3) 1 Werst — etwa 1 Kilometer.
	        
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