Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Die Operationen der Russen. 
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schärfen, beim Angriff alle Einwohner männlichen Geschlechts im arbeits- 
Aigen Alter von zehn Iahren aufwärts vor sich herzutreiben"^). Davon, 
daß diese Maßnahme tatsächlich durchgeführt worden wäre, ist nichts bekannt 
geworden. Der russische Angriff kam nur gegen die Paprodtker Berge zur 
Entwicklung und wurde dort abgewiesen. Zwei Tage später bat General 
Siewers um mehr Munition, um „ein intensives Artilleriefeuer zu ent- 
wickeln angesichts des Mangels an Offizieren bei der Truppe und ihrer nach 
Ergänzung durch mangelhaft ausgebildete und nicht zum Pflichtgefühl er- 
zogene Mannschaften gesunkenen Güte". Cr meldete dazu, ganze Kom¬ 
pagnien der 84. Reserve-Division hätten sich in der letzten Zeit ohne zwin- 
zenden Grund den Deutschen ergeben. „General Siewers", so heißt es am 
6, Dezember im Kriegstagebuch der Nordwestfront, „trifft Maßnahmen, 
daß die sich ergebende Truppe durch eigenes Feuer schonungslos vernichtet 
wird; aber diese Maßnahme ist nur bei Tage und durchaus nicht in jeder 
Lage ausführbar." 
Auch die Weihnachtsangriffea) brachten keinen Erfolg, aber 
neue ernste Verluste. Als das Jahr zur Neige ging, faßte General Siewers 
seine Ansicht dahin zusammen: „Die Stärke der deutschen Stellungen, das 
Übermaß an künstlichen Hindernissen und die ungeheure Entfaltung ihres 
Geschütz- und Maschinengewehrfeuers gestatten nicht, auf schnellen Erfolg 
und baldigen Durchbruch durch die Seenlinie zu hoffen"^). Der russische 
Anneeführer wollte von Stellung zu Stellung sich weiter vorarbeiten. 
General Rußki stimmte ihm zu und wies ihn angesichts der Gesamtlage auf 
die Notwendigkeit hin, rückwärtige Stellungen zu bauen, damit ein etwa 
nötiger Rückzug langsam ausgeführt und der Gegner von russischem Voden 
möglichst lange ferngehalten werden könne. 
Die amtliche russische Kriegsgeschichtschreibung urteilte nach dem 
Kriege über die Gesamtoperationen der 10. Armee: „Im Vertrauen darauf, 
daß wir nur in der Front angreifen würden, zog der Gegner seine Truppen 
ruhig von dort weg und fesselte mit den verbleibenden Korps unsere 
überlegenen Kräfte. Noch am 12. November empfahl die Oberste Heeres- 
') Cs scheint, daß der Befehl des Höchstkommandierenden sich ursprünglich darauf 
bezog, die männliche Bevölkerung bei der allgemeinen Offensive vor sich herzu- 
treiben, um sie nicht hinter der eigenen Front zu haben. Wenn der Oberbefehlshaber 
der Rordwestsront diese Weisung aber im Augenblick des Angriffs auf eine 
Festung nochmals einschärfte, so konnte es sich für ihn nur um die Absicht gehandelt 
hÄen, die Bevölkerung als Schutz im Kampfe vor sich herzutreiben. 
2) Vgl, S. 339. — 3) Rjesnamow, S. 28.
	        
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