Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

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Der Fortgang der Kämpfe in Polen und Galizien. 
15. Dezember. Wvlborsh vereinbart. Mit wachsender Spannung sah man weiteren Nach- 
richten entgegen. 
Am Morgen des 15. Dezember verzögerte sich die Entzifferung der 
in der Nacht aufgefangenen russischen Funksprüche dadurch, daß der Gegner 
einen neuen Schlüssel in Gebrauch genommen hatte. Da kam im Laufe des 
Vormittags von der verbündeten Heeresleitung die Mitteilung, daß die 
Russen beiderseits der oberen Weichsel vor dem linken Flügel der öfter- 
reichisch-ungarischen 4. und vor der 1. Armee zurückgingen; das 
war die Front hart östlich und nördlich Krakau, an der seit etwa drei 
Wochen Ruhe geherrscht hatte. Der österreichisch-ungarische Angriff südlich 
der Weichsel schien seine Wirkung auszuüben; er zielte geradeswegs in den 
Rücken der russischen Gesamtfront, deren Reserven durch den deutschen An¬ 
griff gegen die untere Vsura gefesselt waren. Die Wechselwirkung der 
Offensive beider Verbündeten kam zur Geltung; auch der russische Nord- 
flügel schien nur noch um Zeitgewinn zu kämpfen. 
Vei der deutschen 9. Armee machte nördlich der Vsura die 35. In- 
fanterie-Division des XVII. Armeekorps Fortschritte. Vor allem aber 
griff an diesem Tage auf dem äußersten linken Flügel der Armee auch das 
III. Reservekorps, nachdem seine Artillerie vollzählig heran war, mit Nach- 
druck in den Kampf ein. Die 6. Reserve-Division unter Generalleutnant 
v. Schicksus und Neudorff konnte den Gegner nach gründlicher Feuervorbe- 
reitung, ohne noch wesentlichen Widerstand zu finden, mit geringen eigenen 
Verlusten aus dem Walde nordwestlich des Kornata-Verges vertreiben 
und kam damit auf gleiche Höhe mit dem benachbarten Korps Fabeck. Noch 
lag der 115 m hohe, das niedrige Gelände weithin beherrschende Verg vor 
den inneren Flügeln der beiden Korps. 
An verschiedenen Stellen der Front nördlich wie südlich der Vsura 
hatte an diesem Tage aber auch der Gegner, zum Teil unter rücksichtslosem 
Einsatz seiner Infanterie, angegriffen; er war unter schweren Verlusten 
überall abgewiesen worden, Anter den 2000 Gefangenen, die nördlich des 
Flusses eingebracht wurden, fanden sich solche von der 59. und 68. Reserve- 
Division, die bis dahin in Ostpreußen gestanden hatten. Aber auch von 
Süden schienen die Russen jetzt Kräfte herbeizuholen; das General- 
kommando des V. Korps war früh morgens von Petrikau nordwärts nach 
Ajasd verlegt worden. Alles, was der Gegner an Kräften verfügbar hatte, 
schien sich dem beharrlichen, wenn auch langsam wirkenden Druck der Armee 
Mackensen entgegenstemmen zu wollen. 
Für den Oberbefehlshaber O st lag der Gedanke nahe, unter 
diesen Umständen den Angriff an anderer Stelle zu versuchen; er ist auch 
erwogen worden. Auf dem rechten Weichselufer nördlich Warschau war
	        
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