Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

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Der Fortgang der Kämpfe in Polen und Galizien. 
Bis z«m vorgesorgt, nach Osten anschließend, eine befestigte Linie Budapest- 
u.Dezember. cpja^en|ee vorbereitet werden. 
Inzwischen hatten die schwachen Truppen des Generals v. Pflanzer 
trotz tapferer Gegenwehr nicht verhindern können, daß die Rosien tief in bie 
Bukowina eindrangen und Tschernowitz besetzten. Damit war der 
nördlichste Zipfel Rumäniens von feindlichen Truppen umstellt; wie 
lange noch würde dieses Land seine Neutralität wahren? — Bis zm 
Dukla-Paß stand der Gegner auf der Höhe des Karpaten-Kammes, hatte 
ihn an vielen Stellen schon überschritten und drohte nach Ungarn ein- 
zubrechen. Als der ungarische Ministerpräsident Graf Tifza am 3. De- 
zember — bevor noch der Entschluß gefaßt war, stärkere Kräfte südlich 
Krakau einzusetzen — von General v. Conrad forderte, daß das verhindert 
werde, betonte dieser^): „Niemand wünschte das sehnlicher als ich, aber 
es kam darauf an, die ohnehin geringen Kräfte dort zusammenzuhalten, 
wo ein entscheidender Schlag zu führen war; ein solcher sicherte auch Ungarn 
am wirksamsten vor einer Invasion." Dem Grafen ließ er antworten, daß 
alles nur Mögliche geschähe, daß aber „die Entscheidung über das Schicksal 
beider Staaten der Monarchie jetzt in Polen läge, wo sie daher mit 
möglichst starken Kräften angestrebt werden müsse. Eine weitere Schwächunz 
dieser Kräfte wäre ein schwerer Fehler". 
Zu alledem sah es in den eigenen Reihen nicht gut aus. Die inneren 
Verhältnisse inBöhmen wie in Kroatien bereiteten Sorge. General 
v. Conrad hatte nicht das Vertrauen, daß die politische Leitung dort mit 
der nötigen Entschlossenheit vorgehen werde und beantragte, daß in jenen 
Gebieten Generale als Statthalter eingesetzt würden-). 
Das Heer selbst war erschöpft, die Bestände schmolzen in im« 
rascherem Zeitmaße dahin. Die Reihen des kaifer- und staatstrem 
Friedensoffizierkorps waren arg gelichtet, der Ersatz an Reserve-Offizieren 
war, je nach feiner nationalen Herkunft, teilweise nicht einwandfrei zuver- 
lässig. Im übrigen fehlte es an Ausrüstung, an Waffen und — m 
überall — an Munition. Cholera und Typhus hatten manche Teile de- 
Heeres heimgesucht); am 1. Dezember lagen daran noch 6500 Mann 
darnieder. Das Schlimmste aber waren die dauernd zunehmenden Zahle» 
der Mannschaften, die sich dem Feinde ohne ernsten Kampf ergaben 
oder gar überliefen. Der österreichisch-ungarische Heeresbericht W 
27. November verzeichnete 5500 Mann Verluste des aus Böhmen er- 
gänzten IX. Korps, „davon aber nur zum geringsten Teil durch Kamps, 
i) Conrad V, S. 660. — 
2) 6. 226. 
2) Antrag vom 4. Dezember, Conrad V, S. 675 s.-
	        
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