Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Besprechung in Posen. 
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nach Erledigung seines Auftrages in Teschen unverzüglich nach Posen, dem 
neuen Sitz des Hauptquartiers Ost, zu begeben. Am Abend des 9. No¬ 
vember erging folgende Drahtung an General v. Freytag zur Weitergabe an 
den noch auf der Reise nach Teschen befindlichen Oberstleutnant Hentsch: 
„. . . Rückkehr des Oberstleutnants Hentsch über Posen. Dort orientieren 
über die Lage und Absichten. Dann sofortige Rückkehr hierher." Die 
Fassung der Drahtung an General v. Freytag ließ es unentschieden, ob 
Oberstleutnant Hentsch sich über die Absichten des Oberbefehlshabers 
Ost unterrichten oder diesen über die Pläne des Generals v. Falken- 
Hayn aufklären sollte. Als er am Abend des 11. November in Posen ein- 
traf, hatte die neue Offensive des deutschen Ostheeres gerade begonnen. 
Dadurch war die mit General v. Conrad getroffene Verabredung, dem 
Oberbefehlshaber Ost zu überlassen, ob er mit dem Beginn der Offensive 
auf das Eintreffen der zugesagten Verstärkungen warten wolle oder nicht, 
gegenstandslos geworden. In der Besprechung mit den Führern im Osten 
hat Oberstleutnant Hentsch weder diese Frage, noch auffallenderweise den 
großen Falkenhaynfchen Angriffsplan mit einem Wort erwähnt). Ein- 
gehend erörterte er dagegen die Lage im Westen. Aus diesen Ausführungen 
gewann Generaloberst v. Hindenburg zum ersten Male Klarheit darüber, 
daß die Flandern-Offensive als gescheitert anzusehen sei. Damit bot sich 
seiner Auffassung nach die Möglichkeit, die Operationen in Flandern zu 
beenden und die große Entscheidung im Osten zu suchen. Das schien um 
so dringlicher, als die Kraft des österreichisch-ungarischen Heeres nicht mehr 
hoch eingeschätzt wurde. Auch Oberstleutnant Hentsch teilte diese Auf- 
fasiung. Am Abend des 12. November fuhr dieser über Berlin in das 
Große Hauptquartier zurück, wo er General v. Falkenhayn eingehenden 
Bericht über seine Sendung erstattete. Über den Inhalt seines Vortrages 
ist in den Akten nichts enthalten und auch sonst Zuverlässiges nicht mehr 
festzustellen gewesen. Schon vor seiner Rückkehr nach Mszieres hatte 
Oberstleutnant Hentsch durch Fernsprecher gemeldet, daß es infolge der sich 
immer schwieriger gestaltenden Lage bei der österreichisch-ungarischen Armee 
dringend wünschenswert wäre, wenn „zwei Armeekorps bald, möglichst 
sofort" entsandt würden. 
Fast hat es den Anschein, als ob General v. Falkenhayn die Mitteilung des 
Planes an die Führer im Osten, solange dieser sich noch im Zustande der Erwägung 
befand, absichtlich nicht gewünscht hat, da es sonst unverständlich erscheint, daß er 
Oberstleutnant Hentsch nicht angewiesen hat, sich zuerst nach Posen und dann erst 
nach Teschen zu begeben, was um so notwendiger erscheint, als General v. Falkenhayn 
den seinen Absichten sehr ähnlichen Grundgedanken der vom Oberbefehlshaber im 
Osten vorbereiteten Offensive kannte.
	        
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