Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Veränderte Absichten für die Schlacht nördlich Krakau. . 237 
Die General v. Woyrsch inzwischen unterstellte österreichisch-ungarische 
2, Armee unter General der Kavallerie v. Böhm-Crmolli, insgesamt vier 
Infanterie- und zwei Kavallerie-Divisionen, war zum größten Teil noch int 
Anmarsch oder auf der Bahn. Ihre vordersten Teile hatten im Laufe des 
15. November den linken Flügel der bisherigen Armee-Abteilung Woyrsch 
bis in die Gegend südlich Wjelun verlängert. 
Links rückwärts der Armee Woyrsch bildete sich bei Kempen—Schild- 
berg das vorwiegend aus Landsturmtruppen mit ganz geringer Artillerie zu- 
sammengesetzte und daher sehr wenig kampfkräftige deutsche „Korps Vres- 
lau"1), das dem Oberbefehlshaber Ost unmittelbar unterstand und zum 
Vorgehen auf Wjelun bestimmt war. 
Wer den Gegner war man vor allem durch aufgefangene Funk- 
sprüche gut unterrichtet. Soweit man wußte, stand vor der Armeegruppe 
Pflanzer — wie diese selbst aus Truppen zweiter und dritter Ordnung be* 
stehend — die russische Dnjestr-Gruppe, vor der 3. Armee die russische 8. und 
Z.Armee. Hinter diesen beiden hatte die 11. Armee Pschemysl eingeschlossen. 
Cs folgte gegenüber der eigenen 4. Armee, mit schwachen Teilen noch südlich 
der Weichsel, die russische 9. Armee, vor der 1. Armee und der Armee 
Woyrsch die russische 4. und der äußerste Südslügel der 5. Armee. Alles 
in allem standen auf der Abwehrfront südlich der Weichsel, unge- 
rechnet die Besatzung der Festung Pschemysl und die sie einschließende 
russische Armee, etwa 20 österreichisch-ungarische Divisionen") gegen 25 bis 
27 russische; für den künftigen Angriff nördlich der Weichsel aber 
war es durch die zielbewußten Maßnahmen des Generals v. Conrad ge- 
langen, einschließlich der Besatzung von Krakau etwa 32 verbündete Divi¬ 
sionen, davon fünf deutsche, zusammenzufassen, denen zur Zeit nur 231/2 rus¬ 
sische gegenüberzustehen schienen. 
In der Nacht zum 15. November hatte General v. Conrad durch Haupt- 
mann v. Fleischmann erfahren^), daß der Angriff der deutschen 9. Armee 
„günstig vorwärtsschreite"; die vorläufige weitere Absicht sei, diesen Angriff 
über Ner und Bsura in südöstlicher Richtung fortzusetzen. Die Russen 
hätten die deutsche Offensive zwischen Warthe und Weichsel scheinbar noch 
nicht in vollem Umfange erkannt, die Gros ihrer 2. und 5. Armee schienen 
den Marsch westwärts 'fortgesetzt zu haben. 
Derselben Auffassung war auch die österreichisch-ungarische Heeres- 
leitung. Sie wußte aus russischen Funksprüchen, daß die feindliche 4. Armee 
gegen die Linie Tschenstochau—Sarki angesetzt sei, die 9. habe südlich an- 
S. 100. — 2) Kavallerie-Divisionen sind nicht mitgerechnet. — 3) Akten des 
Kriegsarchivs Wien.
	        
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