Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Die Operationen der Russen. 
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l1/^ die überhaupt noch nicht gefochten hatten, über Strykow und Bshesiny 
kaum hinaus. General v. Rennenkampf war selbst bei der Angriffsgruppe 
eingetroffen und ordnete die Fortsetzung ihres Angriffs in der Nacht an; 
als Ziel gab er die Linie Sgjersh—Widsew (östlicher Vorort von Lods), 
während die 6. sibirische Division getrennt davon auf Wola-Rakowa in 
den Rücken der deutschen Umfassungsgruppe vorgehen sollte. 
Insgesamt standen die Russen am Abend des 22.November mit 
großer Übermacht hart im Rücken des deutschen XVII. und XX. Korps; 
in zehn Kilometer Breite hatten sie sich zwischen diese beiden Korps und die 
Gruppe Scheffer geschoben und diese letztere von allen Seiten umstellt. Der 
Ausgang schien nicht mehr zweifelhaft; man ließ Leerzüge bereitstellen, um 
die Gefangenen abzubefördern"). 
General Rußki stand am 22.November vor allem unter dem Ein- 
drucke des bedrohlichen Vordringens der Deutschen bis dicht vor Lowitsch; 
er befahl, vermutlich da er auch eine Bedrohung vom rechten Weichsel- 
llfer her befürchtete, die Brücke von Wyschogrod sofort abzubrechen, und 
traf Maßnahmen, um die Truppen bei Lowitsch zu stützen. Andererseits 
gelang es im Laufe des Tages, die Fernsprechverbindung zum General 
Plehwe wiederherzustellen. Nach den bis nachmittags vorliegenden 
Meldungen sah General Rußki die Gesamtlage aber als überaus 
ernst an. „Die schweren Verluste und die allgemeine Ermattung der 
Truppe, das Fehlen großer Teile der Trains bei der 2.Armee, die bis 
Opotschno, Kosjenize und Rawa ausgerissen waren, das Auftreten neuer 
feindlicher Kräfte im Räume zwischen der 5. und 4. Armee2), das Nachgeben 
des rechten Flügels der 1. Armee — das alles wirkte auf den Oberbefehls- 
Haber der Heeresgruppe ein"°). General Rußki „kam zu dem Ergebnis, daß 
weiterer Angriff ausgeschlossen sei. Beim Eingreifen frischer feindlicher 
Kräfte würden die Armeen einen erzwungenen und daher ungeordneten 
Rückzug antreten müssen. Darum sei es besser, freiwillig auf eine schmalere 
Front zurückzugehen und dort Ersatz und Verstärkungen abzuwarten." Er 
gab für die 1., 2. und 5. Armee den Befehl zum Rückzüge in die Linie 
Now—Lowitsch—Skjernewize—Tomaschow. Ilm die Ausführung dieser 
Bewegung zu ermöglichen, sollte aber der rechte Flügel der 2. und 5. Armee, 
das waren die Truppen südlich und östlich Lods, am 23. November noch- 
mals entschlossen angreifen; spätestens in der Nacht zum 24. sollte der all- 
gemeine Rückzug beginnen. 
Dieser Entschluß des Generals Rußki kam der Obersten Heeresleitung 
völlig überraschend. „In allernächster Zeit" — so schrieb General Danilow, 
*) S. 166. — 2) Korps Breslau, vgl. S. 166. — 3) Korolkow, Lods, S. 114.
	        
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