Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Die Operationen der Russen. 
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4. November wurde die Bewegung von den Russen erkannt, am ö. drahtete 
der Großfürst an General Ioffre^): „Unsere Armeen haben soeben einen 
vollen Sieg errungen, der sich als Auswirkung unseres Erfolges an der 
Weichsel darstellt. Die Österreicher gehen in Galizien auf der ganzen 
Front zurück. Der Feldzugsplan, den ich Ihnen schon in den ersten An- 
sängen seines Entstehens mitteilte, ist damit erfolgreich durchgeführt, und 
er ist jetzt einwandfrei gekrönt worden durch den größten Erfolg, den wir 
seit Kriegsbeginn errungen haben. Ich hoffe aus schnelle und vollständige 
Lösung unserer gemeinsamen Aufgabe und bin überzeugt, daß der end- 
gültige Sieg den Fahnen der Verbündeten gehören wird." Gelegentlich 
dieser Drahtung legte man bei der Obersten Heeresleitung dem Vertreter 
des Ministers des Äußeren dar, daß mit der Einnahme von Sandomir und 
dem Übergang der russischen 3. Armee über den San der Druck des öfter- 
reichisch-ungarischen Heeres endgültig gebrochen sei, und ebenso sei es mit 
dem Drucke der Deutschen in Ostpreußen und links der Weichsel. Damit 
habe man auf der ganzen Front freie Hand zum Handeln gewonnen. Der 
Großfürst entschied sich für den Angriff entsprechend den Vorschlägen der 
Nordwestfront. 
Am 10. November waren die Wiederherstellungsarbeiten an io.November. 
Bahnen und Straßen so weit gediehen, daß die Armeen der Nordwestfront 
in Polen angriffsbereit standen; ihre Truppen waren durch Ersatz wieder 
auf volle Stärke aufgefüllt, an Gewehren für die Ergänzungsmannschaften 
fehlte es aber. Der rechte Flügel der Südwestfront war etwa bis auf gleiche 
Höhe vorgerückt, litt jedoch noch unter Nachschubschwierigkeiten, während 
ihr linker Flügel, die 3. und 8. Armee, in der Mannschaftsstärke immer noch 
40 bis 45 v. H. hinter dem Sollstande zurück war. Vom Gegner machte 
man sich folgendes Bild: An der unteren Weichsel kein Feind, bei Kalisch 
Kavallerie und Infanterie, bei Wjelun ein bis zwei Korps, bei Tfchen- 
stochau drei bis vier Korps; insgesamt im Weichsel-Vogen zwischen Thorn 
und der galizischen Grenze höchstens fünf deutsche Korps und drei Kaval- 
lerie-Divisionen. Man war aber besorgt, daß die Deutschen ihre Kräste 
mit der Bahn verschieben oder vom westlichen Kriegsschauplatz verstärken 
könnten. Daher hielt die russische Oberste Heeresleitung schnellen Beginn 
des eigenen Angriffs für nötig, entschloß sich aber — vermutlich wegen der 
Nachschublage bei der 4. Armee —, doch noch zwei bis drei Tage zu warten. 
Das erste Ziel sollte die Linie Iarotschin—Kattowitz—Auschwitz sein als 
„Ausgangsstellung für den Stoß tief nach Deutschland hinein". Die 
') Brief des Fürsten Kudaschew, Vertreter des Ministers des Äußeren bei der 
Obersten Heeresleitung, an den Minister Sasonow vom 6. November 1914, abedruckt 
m Krastny-Archiv X XVI, S. 20.
	        
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