Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Der Oberbefehlshaber Ost. 
191 
Der Westflügel der 9. Armee war bereits in die Abwehr gedrängt, und 
nur eine einzige Landwehr-Brigade des Korps Breslau näherte sich hier 
einstweilen dem Schlachtfelde; die Hoffnung mußte sich an den auf Nowo- 
radomfk vorgehenden Nordflügel der Armee Woyrsch halten, dem man 
aber nicht viel zutraute. Die Aussicht auf entscheidenden Umschwung der 
Lage südwestlich Lods war sehr gering. 
Aber die Lage beim Ostflügel der deutschen 9. Armee wurde für den 
20. November in das Kriegstagebuch des Oberbefehlshabers Ost*) ein¬ 
getragen: „Bei der 9. Armee verdichten sich die Nachrichten, daß der Gegner 
von Süden, Südosten und Warschau Kräfte heranführte, um der Am- 
fasfungsbewegung in den Rücken zu fallen. Der Oberbefehlshaber war der 
Auffassung, daß bei der 9. Armee die taktische") Umfassung des russi- 
schen rechten Flügels angeordnet sei. Cs stellte sich aber heraus, daß eine 
ausholende Umgehung ohne ernsten Kampf ausgeführt wurde. Das 
XXV. Reservekorps wurde in Gegend Tuschyn vermutet. Als die Situation 
bekannt wurde, griff der Oberbefehlshaber ein, die Ereignisse hatten jedoch 
bereits die Möglichkeit der Ausführung durchkreuzt." Der Oberbefehls- 
haber Ost drängte aber jetzt darauf, daß das Armee-Oberkommando 9 sein 
Hauptquartier näher an die Kampffront lege^). 
An die Oberste Heeresleitung ließ Generaloberst v. Hindenburg abends 
melden: „Noch nirgends Entscheidung gefallen; sehr schwerer Kampf, be- 
sonders bei Gruppe Plozk"). Frommel steht bei Sdunska-Wola. Nicht- 
Hofen ist Richtung Tuschyn nach Süden durchgebrochen, um Munition ab- 
zuschneiden; ist geglückt)." 
Am 21. November ließ Generaloberst v. Hindenburg in der 21. Rovemb-r. 
Morgenmeldung an die Oberste Heeresleitung sagen: „Vor Österreichern 
und Woyrsch steht der Kampf; nirgends Rückschläge, aber auch keine großen 
Erfolge, rein frontales Ausringen." Um den Cntscheidungskamps bei Lods 
zu fördern, genügte das nicht. Auch daß es bei Mlawa in diesen Tagen flott 
vorwärtsging, konnte auf den Kampf links der Weichsel einstweilen keinen 
Einfluß üben. Immerhin erhielt General v. Zastrow den Befehl, „energisch 
Richtung Warschau vorzustoßen und die Kavallerie zur Zerstörung der 
x) Das dem Reichsarchiv vorliegende Kriegstagebuch ist nachträglich geschrieben 
worden, aber auf Grund täglicher, im Benehmen mit dem Ersten Generalstabsoffizier 
gemachter Aufzeichnungen. — 2) Im Kriegstagebuche unterstrichen. — 3) Vgl. S. 107 
unb 124. Ob dieses Drängen zuerst an diesem Tage stattgefunden hat oder auch 
schon früher, war nicht festzustellen. — 4) So in der Niederschrift bei der Obersten 
Heeresleitung; es ist hier offenbar das I. Reservekorps gemeint. — °) Die im letzten 
Satz enthaltene Auffassung ist vermutlich durch einen russischen Funkspruch ent- 
standen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.